Von Schatten und Dämonen

Diesen Beitrag gibt es als Podcast und als Video. Auf mehrfachen Wunsch stelle ich hier das Transkript zur Verfügung.

»Kein Baum, so heisst es, kann in den Himmel wachsen, wenn seine Wurzeln nicht in die Hölle reichen.« – Carl Gustaf Jung

Wir haben alle einen Dämon in uns, heisst es. Eine dunkle Seite. Ein gefährliches Monster. Wer lernt, diese dunkle Seite, diese Schatten zu erkennen, zu integrieren und als Teil des menschlichen Daseins zu akzeptieren, der weiss auch, dass dieses Monster brutal und erbarmungslos sein kann. Das geheimnisvolle Unbewusste, die dunkle versteckte Seite, ein innerer Dämon, der in den meisten Menschen wohnen soll.

Die Schattenseite einer Person wurde erst vor rund hundert Jahren als wichtig für die Therapie erkannt und so gilt Carl Gustav Jung als der geistige Vater der modernen Schattentherapie, die in verschiedenen erweiterten Formen in der Psychotherapie und alternativen Bereichen angeboten wird. Jung prägte den Begriff des “Schattens”, um die Aspekte der Persönlichkeit zu beschreiben, die im Unbewussten verdrängt, unterdrückt oder nicht bewusst sind. Der Schatten umfasst diejenigen Eigenschaften, Gefühle, Wünsche und Gedanken, die wir an uns selbst nicht akzeptieren oder die wir als negativ oder unerwünscht betrachten.

Es sind zwei hauptsächliche Schulen die hier vertreten sind. Die eine von Sigmund Freud ist die, dass der Mensch als intelligentes triebhaftes Tier nur mit Zwang gesellschaftsfähig ist und die andere von Carl Gustav Jung befasst sich mit Spiritualität, Archetypen und geistigen Zuständen mit denen versucht wird, die gegenwärtigen seelischen Probleme zu integrieren. In beiden Schulen, wird auf das Unterbewusstsein verwiesen, ganz so als ob das Unbewusste eine Gefahr für den Menschen selbst und für eine Gesellschaft darstellt oder im Gegenteil dessen Erforschung die Erlösung aller inneren Spannungen verspricht.

Freuds Modell des Geistes besteht aus drei Hauptbereichen: dem Bewusstsein, dem Vorbewusstsein und dem Unterbewusstsein. Jung betrachtete das Unterbewusstsein als eine umfassendere und tiefere Ebene des Geistes, die das Bewusstsein umfasst. Er unterschied zwischen dem persönlichen Unbewussten und dem kollektiven Unbewussten. Das kollektive Unbewusste enthält archetypische Muster und Symbole, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Freud legte einen starken Fokus auf die Bedeutung des Sexualtriebs, der sogenannten Libido und betonte die Rolle von Konflikten und Trieben im psychischen Leben. Jung erweiterte den Blick und argumentierte, dass es auch andere wichtige Triebkräfte gibt, wie zum Beispiel den Trieb zum Individualismus und den spirituellen Drang nach Ganzheit.

Freud entwickelte die Methode der freien Assoziation, um unbewusste Inhalte bewusst zu machen und Konflikte zu lösen. Er glaubte, dass die Bewusstmachung des Unbewussten zu Heilung und Linderung von Symptomen führen kann. Jung hingegen betonte die Integration des Unbewussten und strebte nach einem Ausgleich zwischen Bewusstem und Unbewusstem, um ein individuelles Gleichgewicht zu erreichen.

Willhelm Reich, wie Jung auch ein einstiger Schüler von Sigmund Freud soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Er war einer der ersten, der die psychoanalytische Theorie und Therapie in die Bereiche der Körperarbeit und Sexualität erweiterten und Konzepte entwickelte wie den “Orgasmusreflex” und die Idee der “Charakterpanzerung”, die die Beziehung zwischen psychischem und körperlichem Wohlbefinden betonten.

Obwohl Jung und Reich einige gemeinsame Interessen hatten, wie zum Beispiel das Verständnis der Bedeutung von Energie und Lebenskraft, gab es auch Meinungsverschiedenheiten und Differenzen. Reich kritisierte Jungs Konzept der Archetypen und sah sie als eine Flucht vor der Realität. Jung wiederum betrachtete Reichs Fokus auf die Sexualität als zu einseitig und hielt an seiner eigenen Betonung des Geistigen und Spirituellen fest.

Mit der Theorie des Orgon als eine universelle Energie oder Lebenskraft, die in allem Lebendigen vorhanden ist, postulierte Reich, dass Störungen oder Blockaden dieser Energie zu psychischen und körperlichen Krankheiten führen können. Eine weitere bedeutende Arbeit von Reich ist sein Konzept der “Charakteranalyse” und die Betonung der Bedeutung frühkindlicher Erfahrungen auf die Entwicklung des Charakters. Reich war einer der ersten, der die Rolle von Spannungen und Konflikten im Körper-Geist-System bei der Entstehung von psychischen Störungen untersuchte. Trotz vieler Kritik hat Wilhelm Reich einen bemerkenswerten Einfluss auf die Entwicklung der Psychotherapie und die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Körper und Psyche gehabt. Seine Arbeit hat auch weiterhin Einfluss auf bestimmte therapeutische Ansätze und Bereiche wie die Körperpsychotherapie und die Sexualtherapie.

Der Grund für die vielen Richtungen und Konzepte in der Psychologie ist, dass es sich hier um eine theoretische Wissenschaft handelt in der es schwer bis unmöglich ist, die Behauptungen und Annahmen mit Experimenten zu beweisen und so wurde früh schon mittels der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung ein Konsens geschaffen. Ganz so, wie in allen anderen theoretischen Wissenschaften, die auf Interpretationen von Beobachtungen und nicht auf Experimenten beruhen. Viele dieser Ideen und Therapieformen, besonders die von Jung und Reich finden sich heute oftmals in abgewandelter und erweiterter Form in esoterischen Schulen oder alternativen Therapieangeboten.

Die meisten Menschen können innere Konflikte, solche Schatten in sich fühlen und doch schämen sich viele dafür und machen sich wegen ihren versteckten, nicht ausgelebten Neigungen ein schlechtes Gewissen. Man hasst, neidet, begehrt und verflucht im Stillen und doch möchten im tiefsten Innern die meisten einfach nur gut sein und verleugnen diesen Teil ihres Wesens im bestreben einen moralischen Standard zu erfüllen. Man will mit solchen Empfindungen nichts zu tun haben und oftmals wird das Problem als Dämon, als externalisierte übernatürliche oder spirituelle Wesenheit betrachtet, die negative Kräfte oder Einflüsse verkörpert auf die man selber wenig bis gar keinen Einfluss hat.

Solche Menschen geben sich unfähig zur Brutalität und Grausamkeit mit der Hoffnung, so das Leben zu meistern. Sie sind ungefährlich. Dabei übersehen sie, dass sie in der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung ausnahmslos zum Opfer derer werden, die zu Brutalität und Grausamkeit fähig sind. Die Gefährlichen dominieren die Ungefährlichen.

Wer seine Dämonen nicht kennt und kontrolliert, der wird von ihnen beherrscht. So könnten die »gut gemeinten« Gemeinheiten und Grausamkeiten der letzten drei Coronajahre interpretiert werden.

Schattenarbeit ist heute wichtig für den psychoanalytischen, den spirituellen und den esoterischen Bereich. Die Übergänge sind fliessend, auch wenn manche esoterische Richtungen von ihren Techniken behaupten, dass sie viel älter seien. Hier soll Heilung, Erkenntnis und womöglich Erleuchtung durch die Konfrontation mit den eigenen Schatten erreicht werden. Das ist, wenn überhaupt, aber nur mit bedingungsloser Ehrlichkeit sich selber und anderen gegenüber erreichbar. Und das ist für viele schwer und bedeutet harte, zeitaufwändige Arbeit. Zu hart für die meisten Zeitgenossen, denn ihre Köpfe sind voll mit Lärm, Bildern und Geschichten und wirklich Zeit haben die wenigsten. Meist ist eine tiefe lebensverändernde Krise notwendig, um überhaupt dem Hamsterrad zu entkommen und einen solchen Prozess in Gang zu setzen. Und wenn es dann geschieht, dann ist die Erkenntnis meist so überwältigend und nicht wie allgemein gedacht, dass es kaum möglich ist, diese Einsichten anderen Menschen mitzuteilen, ohne dass diese sich verständnislos von einem abwenden. Die meisten kennen diese Schatten, doch sie wollen oder können sie nicht anschauen, weil sie wohl ahnen, dass die Konsequenzen ihr ganzes Leben verändern und sie in Unsicherheit und Eigenverantwortung führen würde.

Doch nicht nur die spirituelle oder esoterische Ecke bedient sich solcher Muster, auch in der Kampfkunst sind ähnliche Ansichten weit verbreitet. Wer selbst erkennt, dass er gefährlich ist, der respektiert sich selber, verlangt von anderen dasselbe und der ist eher bereit sich einer Gefahr zu stellen. Derjenige der weiss, dass er brutal und grausam sein kann, dies aber unter Kontrolle hat und sich bewusst für seine Ethik, die Stimme des Herzens und der Vernunft, der Stimme des Verstandes entschieden hat, erst dieser ist der wahre Krieger. Es ist dies die Grundessenz einer jeder Kampfkunstphilosophie. Ziel der Kampfkunst ist es, durch die eigene Stärke Frieden zu schaffen. Seinen eigenen Dämon zu integrieren, ist die beste Methode, um mit den Dämonen anderer fertig zu werden.

Schattenarbeit. So weit die Theorie für die Welt in der wir heute leben. Einer Welt von der immer mehr offensichtlich wird, dass sie durch Lug, Betrug, Täuschung und Manipulation zusammengehalten wird.

Schattenarbeit sollen also Menschen machen, die meist nicht einmal die eigenen guten, sonnigen Seiten von sich selber kennen. Es fehlt die Zeit und Gelegenheit, die Musse, der Anlass in sich hinein zu schauen. Wer es dann aber einmal schafft seine Gedanken zu beobachten, der findet sich nur zu oft noch verbunden mit den letzten Telegram-Nachrichten, dem letzten Kinofilm, den Problemen der Tochter in der Schule, dem in den Medien gehypten nächsten Atomkrieg oder der kürzlichen zweideutigen Bemerkung des Chefs.

Der Verstand eines Durchschnittsmenschen ist heutzutage angefüllt mit Bildern, Stimmen und Eindrücken, die ihm von aussen zugetragen werden. Eine Horror-Collage die es fast verunmöglicht die eigene Essenz zu erkennen. So kommen viele Menschen nicht einmal dazu, sich selbst auch nur oberflächlich kennen zu lernen und reagieren nur noch auf Impulse von aussen. Auf Impulse, welche die Schattenseiten und somit die Dämonen erst entstehen lassen und nähren.

Das menschliche Gehirn kann nicht zwischen virtuellen und realen Ereignissen unterscheiden. Erst die nachfolgende rationale Verarbeitung lindert die Auswirkungen eines Fernsehmordes, oder eines Game Overs in einem Ego-Shooter Computerspiel. Szenen eines Films, die einen Tagelang beschäftigen. Schockmomente, an die man sich immer wieder erinnert. Wer kennt das nicht?

Wir sind heute von schockierenden und traumatisierenden Bildern und Geschichten umgeben. Mord und Totschlag, Brutalitäten und grausame Skurrilitäten jeglicher Art gehören zum Unterhaltungsprogramm eines jeden bekannteren Fernsehsenders, zum Informationsgehalt von Nachrichten, zum Plot vieler Romane, Science-Fiction Geschichten, Thriller und Krimis und sogar Medien für Kinder werden davon nicht verschont. Für das Gehirn, welches damit konfrontiert wird, ist jedes dieser Bilder und Geschichten im Moment des Wahrnehmens echt und wahr und erzeugen einen emotionalen Aufruhr und messbare körperliche Reaktionen. Diese werden je nach Konstitution mal schneller und mal langsamer verarbeitet. Untersuchungen zeigen, dass die Nachwirkungen eines Horrorfilms noch Wochen nach dem Anschauen vorhanden sein können. Im schlimmsten Falle erzeugen solche Bilder tiefe Traumata, die sich erst nach langen Jahren lösen lassen. Und das, obwohl der Verstand weiss, dass es »nur« ein Film war, alles also gestellt gewesen ist und in Wirklichkeit gar nicht statt gefunden hat.

Um zu erkennen, wie die Darstellung von Gewalt und Brutalität ausgehend von der Medienindustrie in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, braucht man sich nur die verschiedenen durch die Jahre produzierten James Bond Filme anzuschauen. Selbst der Gute und der Cowboy mit dem weissen Hut darf sich heute ein Mass an Gemeinheit und Grausamkeit erlauben, das vor einigen Jahrzehnten noch breites Entsetzen und Empörung ausgelöst hätte. Man liest, die Akzeptanz von Brutalität und Gewalt habe zugenommen, dabei weiss man, dass mit dem Konsum von Gewalt und Brutalität zwangsläufig auch eine emotionale Abstumpfung einher geht und sich eine Empathielosigkeit breit macht. Man kennt die Umstände, die zu einer Verrohung einzelner Truppenteile des Militärs führt schon lange, hat diese auch ausführlich studiert und die daraus entwickelten Techniken werden seit Jahrzehnten schleichend gegen die Bevölkerung aller Länder angewendet.

Es ist das Gehirn, welches sich mit Empathielosigkeit gegen den Schrecken zu schützen versucht, auch wenn die Unterhaltungsindustrie damit argumentiert, dass »es« ja nicht echt sei, sondern nur ein Film oder ein Computerspiel. Das menschliche Gehirn kann, wie gesagt, nicht zwischen virtuellen und realen Ereignissen unterscheiden. Erst im nachhinein rationalisiert der Verstand das Gesehene nachdem die ungefilterte körperliche Reaktion erfolgte. Die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen werden durch ständige Schocks jedoch deutlich eingeschränkt. In einschlägigen Kreisen werden solche Vorgehensweisen als Foltermethoden verwendet.

Durch die Omnipräsenz der Medien erlebt der durchschnittliche Zeitgenosse täglich Dutzende kleiner Schocks, die körperliche und emotionale Reaktionen auslösen. Symbole, Bilder und Geschichten, die das Gehirn gezwungenermassen als wahr und real empfindet und die der Verstand erst nach der Reaktion oft schon in Sekundenbruchteilen rationalisiert und verarbeitet. Dabei spielt es keine Rolle ob Mainstream- oder Alternative Medien konsumiert werden. Diese Minischocks und Erinnerungen an vorhergegangene ähnliche Schockerlebnisse und geschürte Ängste sind es, welche die miese Stimmung verursachen, die man oftmals nach dem Konsum der Medien empfindet. Sensible und empathische Menschen spüren das ganz besonders.

Das wissen auch diejenigen manipulativen Kräfte, die ein Interesse daran haben, den grössten Teil einer Bevölkerung in einen Schock-, Angst- oder Verwirrungszustand zu versetzen und dabei den letzten inneren Zusammenhalt einer Gesellschaft durch Empathielosigkeit und Verrohung zu untergraben. Angesichts einer nicht vermeidbaren kommenden grossen Finanz- und Wirtschaftskrise ein wirksames Mittel, um ein konzentriertes Vorgehen der Bevölkerung gegen die Verursacher zu verhindern und die Konflikte in einen Kampf des »Jeder gegen Jeden« umzuleiten.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, sagt der Volksmund und auch wenn der Mensch kein Tier ist, so weiss jeder, dass er sich im Laufe des Lebens Muster und Verhaltensweisen angeeignet hat, die als Lösung für bestimmte Problemstellungen aktiviert werden, ohne dass man darüber nachdenken muss. Ähnlich wie beim Lenken eines Autos geschieht das meiste automatisch und in Sekundenbruchteilen. Handeln ohne nachzudenken. So hat schon manches Auto ohne bewusstes Zutun sein Ziel nach Hause gefunden während die Aufmerksamkeit und Konzentration ganz wo anders lagen.

Im Kyudo des Zen-Buddhismus übt der Bogenschütze einzelne Abläufe, die Körperstellung, das greifen des Pfeils, das auflegen desselbigen, das Spannen des Bogens und den Ablass in Richtung des Ziels immer und immer wieder, bis ihm jede einzelne Bewegung und Form in Fleisch und Blut übergegangen ist. Während des meditativen Bogenschiessens wird grosser Wert auf die korrekte Körperhaltung, Atmung und Konzentration gelegt. Der Schütze richtet seine volle Aufmerksamkeit auf jeden Aspekt des Schiessens, angefangen von der Vorbereitung bis hin zur Entspannung nach dem Schuss. Es geht darum, in einem Zustand der inneren Stille und Präsenz zu sein und das Bewusstsein von Dualität und Trennung zu überwinden. Es ist eine Übung, die den Praktizierenden helfen soll, den gegenwärtigen Moment zu erfahren und die Einheit von Körper und Geist zu erkennen.

Während solcher Übungen wird also Konzentration und Achtsamkeit verlangt. Worte, die in spirituellen Kreisen fast schon inflationär benutzt werden, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass der Mensch von Natur aus nicht fähig ist, sich gleichzeitig auf alle Aspekte einer Handlung zu konzentrieren. Im Beispiel des Bogenschützen ist es naturgegeben nicht möglich zur gleichen Zeit den Fokus auf die Körperhaltung, die Fussstellung, die Bogenhand, die Zughand und dann noch auf das Ziel zu richten. Die Konzentration und der Fokus sind immer nur auf einen Teilaspekt beschränkt. Genau so, wie ein menschliches Auge nicht gleichzeitig mehrere Gegenstände auf einmal im Fokus halten kann, so kann der Mensch sich nicht auf ein Gesamtbild oder eine Handlung als ganzes konzentrieren. Es ist jeweils immer nur ein Teilaspekt, der mit aller möglichen Aufmerksamkeit wahrgenommen werden kann. Diese Teilaspekte können sehr schnell nacheinander anfokusiert werden, jedoch niemals gleichzeitig. Wenn die Konzentration auf der Körperhaltung liegt, dann verlieren alle anderen Teilaspekte des Bogenschiessens den Fokus. Wenn die Konzentration auf der Zughand liegt, dann wird zwangsläufig die Aufmerksamkeit auf die Körperhaltung eingeschränkt. Eine Konzentration auf alle Abläufe gleichzeitig ist nicht möglich, aber es ist möglich, diese einzelnen Teilbereiche so zu üben, dass der damit erreichte Automatismus diese Bereiche stabilisiert. Diese Automatisierung ist ein ganz natürlicher Vorgang und wird von jedem Menschen verwendet um überhaupt komplexe Vorgänge ausführen zu können.

Ein Meister der Bogenkunst im Zen-Buddhismus trifft sein Ziel auch im Dunkeln ohne es zu sehen. So präzise sind die eingeübten Bewegungen und Abläufe. Oder der Musiker, der mit geschlossenen Augen auf seinem Instrument diejenigen Töne findet, die gerade zu spielen sind und wie der Jongleur, der immer weiss wo seine Bälle sind, auch wenn er sie nicht sieht. Es sind trotzdem antrainierte Automatismen und Gewohnheiten, welche diese Arten der Meisterschaft ausmachen.

Meisterschaft oder Gewohnheit?

Der Unterschied dürfte wohl in der Aufmerksamkeit und der Konzentration liegen, mit der eine Handlung ausgeführt wird und die Präzision, mit der notwendige Automatismen eingeübt wurden.

Verschiedene Philosophien sprechen von einer gedanklichen Leere mit gleichzeitiger Konzentration und Aufmerksamkeit auf das, was gerade getan wird, andere Schulen, oftmals eng verbunden mit der Kampfkunst, versuchen das Reflexverhalten zu fördern, so dass in bestimmten Situationen, ohne lange zu überlegen, bestimmte Handlungen ausgeführt werden, noch bevor der bewusste Verstand die Initiative übernimmt. Dieses Reflexverhalten soll wiederum in Übungen als Einheit von Körper und Geist wahrgenommen werden.

Alles was wir unbewusst tun und denken ist Reflexverhalten und wurde einmal erlernt und geübt. Gewohnheiten sind nichts anderes – erlernte und einmal geübte automatisierte Handlungen und Gedankenmuster. Dazu gehört, was und wie der Mensch über sich selbst und andere denkt, als auch wie er mit sich selbst und anderen umgeht. Es sind eintrainierte Reaktionen auf Situationen – Handlungen und Gedanken. Selbstabwertung kann genauso geübt werden, wie die Selbstüberschätzung. Brutalität kann genauso geübt werden wie Güte und Verständnis.

Das Verinnerlichen von Gelerntem geschieht durch Wiederholung. Je öfter man etwas wiederholt, desto schneller macht man sich eine Sache zu eigen und desto schneller ist man befähigt, eine Handlung ohne weiteres Nachdenken auszuführen. Die Sache hat jedoch einen Haken. Jeder erfahrene Lehrer weiss, dass man trotz guter Absicht auch Fehler einüben kann, meist ohne dass der Betreffende dies selbst bemerkt. Solch eingeübte Fehler können leicht zu Gewohnheiten werden, von denen die Allgemeinheit meint, dass sie schwierig wieder abzugewöhnen sind.

Bevor der Mensch zum Gewohnheitstier wird, war er erst einmal ein Übetier. Ein gesundes Embryo im Bauch der Mutter ist wie ein unbeschriebenes Blatt. Doch wie schon der Gründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola wusste, kann man einem Kind jedes beliebige Weltbild und jede beliebige Gewohnheit angedeihen lassen und es so formen wie man möchte. Genau wie es heute im frühesten Alter von Unterhaltungsmedien und Schulen getan wird.

Gleich nachdem ein Mensch als Baby das Licht der Welt erblickt, fängt er an zu üben, indem er Tätigkeiten und Gedanken kopiert um sie sich in stetiger Wiederholung anzueignen, bis es zur Gewohnheit wird. Der Umgang mit dem eigenen Körper will genauso geübt werden, wie später das Sprechen, Lesen und Schreiben und allerlei andere Tätigkeiten, die den Menschen vom Tiere unterscheiden. Kopfrechnen will geübt sein, Argumentation will geübt sein, Fahrradfahren auch, ja die ganze Art und Weise, wie wir als Menschen denken und handeln sind eingeübt und laufen meist auf einer Ebene ab, die wenig bis keine Aufmerksamkeit mehr erfordert.

Menschen üben ein Leben lang, einzig der individuelle Anspruch an Perfektion unterscheidet sich und so mancher ist darauf trainiert sich mit wenig abzugeben und verliert sich in ewig gleichen Wiederholungen ohne sich weiter zu verbessern. Das System gibt Übungen und Gedankenmuster vor, mit denen zielgerichtetes und richtiges Üben von unerwünschten Fähigkeiten schon von klein auf verhindert wird. Schulen bringen Kindern, nebst falschen Informationen, auch falsche Konzepte über die Wirklichkeit bei und vermitteln Gedankenmuster, die dem System dienen und zwangsläufig seelische Konflikte produzieren. Durch Auswendiglernen von mehrheitlich ideologischer Propaganda wird Verstehen verhindert und durch Zwang wird die Lust am lernen reduziert. Auf Fehler beim Lernen selbst oder auf Probleme beim Üben von Lernmaterial wird kaum eingegangen. Man lernt in Schulen weder wie man lernt, noch wie man das Gelernte übt. Die vielen Coaching-Angebote, die in den letzten Jahren immer zahlreicher wurden, können diesen Mangel nicht einmal Ansatzweise ausgleichen.

Hätte zu Zeiten der Samurai ein Schwertkämpfer falsch oder das Falsche geübt, dann wäre sein Leben wohl von kurzer Dauer gewesen. Wer schneller sein Schwert zu ziehen und den anderen zu schneiden vermochte war im Vorteil. Es war eine überlebenswichtige Angelegenheit, denn Fehler endeten meist mit einer Verstümmelung oder gleich tödlich. Dies gipfelte darin, dass sich verschiedene sich konkurrierende Stile entwickelten, die genaue Abläufe und Techniken beinhalteten. Für einen hoch trainierten Samurai war es deshalb möglich, an der Haltung und den Bewegungen eines anderen Kämpfers festzustellen, welche der verschiedenen Schulen dieser besuchte.

Heute wird nur noch im Kampfsport und einigen wenigen anderen Bereichen besonders darauf geachtet, dass sich beim trainieren keine Fehler einschleichen und die jeweiligen Trainer sind dazu da, dies zu korrigieren. Im Sport und auch in der Kunst wird viel Aufmerksamkeit darauf gelegt, dass beim Üben Fehler vermieden werden. Die Resultate sprechen für sich. Ein »das reicht schon« genügt da nicht und nur die Besten kommen in diesen Bereichen voran. Wer nicht trainiert, der weiss, dass seine Konkurrenten es tun und so ist die Beschäftigung mit der Art und Weise, wie man übt und was man übt, um besser zu werden und Fehler vermeidet, von herausragender Bedeutung.

Tritt man einen Schritt näher und schaut sich die Bereiche, in denen bewusst zielgerichtet geübt wird, etwas genauer an, so lässt sich feststellen, dass die Bereiche Kampfsport und Kunst vollständig ins System integriert sind. Kampfkünstler werden gerne von Regierungen bzw. Firmen eingestellt um als Söldner im Militär, in der Polizei oder als Sicherheitsangestellte zu dienen.

Kunst, insbesondere die klassische Musik, die Dicht- und Malkunst und selbst die Kunst der Naturwissenschaften sind ideologisch eng mit dem System verflochten. Sehr viele dieser Bereiche sind von der Hochfinanz über Umwege subventioniert und werden so gelenkt. Hoch trainierte Menschen sind in ganz vielen anderen Bereichen der Gesellschaft und des menschlichen Zusammenlebens unerwünscht.

Und das hat seinen Grund. Sie sind gefährlich – für das System.

So lässt man Lügen in wichtigen Bereichen zu, ja erzeugt damit falsche Ausgangspunkte indem man der Menschheit eine falsche Geschichte und zweifelhafte wissenschaftliche Grundlagen serviert, wie etwa dem Märchen, dass der Mensch durch Evolution vom Tier abstamme, oder dass Bewusstsein eine Folge der Entwicklung von Materie sein soll. Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und auch Willhelm Reich bauten ihre Forschungen und Behauptungen auf eben diesen Fantasiegeschichten auf und müssen so zwangsläufig zu falschen Schlüssen kommen. Selbst Jung, der auf seine Art an die Existenz einer Seele glaubte, wusste damit nicht recht umzugehen und verwickelte sich dadurch in Widersprüche.

Gier und Neid auf Besitz funktioniert nur in einem System wo Besitz etwas gilt und Mangel erzeugt wird und kann auch nur in einem solchen sowohl als etwas verwerfliches als auch etwas tugendhaftes bewertet werden. Je nach moralischem Standard des Einzelnen und der Verhaftung in den Grundpfeilern eines solchen Weltbildes. In einem System ohne Mangel und Besitz würde man darüber vielleicht nur mit dem Kopf schütteln und den Betreffenden auslachen.

Die Philosophie der Kampfkünste funktioniert nur in einem martialischen System in dem man befürchten muss, dass der nächste Gegner gleich um die Ecke kommt und einem den Schädel einschlagen will. Einen Krieger braucht man nur in einem kriegerischen System. Der ewige Kampf mit anderen und sich selbst. Die Überwindung von Schmerz und körperlichen Empfindlichkeiten wird in manchem Shaolin-Kloster bis zum Exzess trainiert. Auch wenn die erstaunlichen Fähigkeiten heute oft sinn- oder nutzlos erscheinen und als peinliche, zur chinesischen Propaganda mutierten Bühnenshows in der Welt herum gereicht werden, ist dies doch ein Hinweis, zu was Menschen fähig sind, wenn sie hart trainieren.

In einem System der Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit ohne Kampf und Konkurrenz sind Philosophien des Kampfes und Methoden des Siegens unnütz. Fähigkeiten zur Empathie, Kooperation und Organisationstalent wären weitaus hilfreicher und das perfekte Führen eines Schwertes wäre schlicht unnütz und unnötig und wer weiss, vielleicht gäbe es in einem solchen System nicht einmal ein Wort für Krieger.

Wir leben heute in einem kriegerischen System, in dem der Krieg mehrheitlich auf eine psychologische Ebene gehoben und ausgeführt wird. Dabei bleiben viele auf der Strecke und erkranken an Körper und Geist.

Selbst Religionen benötigen ein System, ein Gedankengebäude mit möglichst vielen offenen spirituellen Fragen, in dem es sich breit machen kann. Und auch viele sogenannt esoterische Methoden und die Psychotherapie zielen eigentlich nur darauf hin, einen Patienten zu befähigen im existierenden System zurecht zu kommen und ihn im Extremfall zu motivieren darin sogar noch erfolgreich zu sein. Es besteht kaum Interesse daran, dass sich ein Mensch vom System löst, sich selbst kennen lernt, seine eigenen Prinzipien und Regeln fürs Leben findet und befolgt und lernt, wie man übt und wie er seinen Geist vor Schaden und Konflikten bewahren kann. Und so belässt man das System in den Köpfen. Es anzuschauen um es aus seiner Gedankenwelt zu entfernen, können und wollen die wenigsten auf Grund der antrainierten geistigen und körperlichen Bequemlichkeit nicht. Konsequentes Denken und Handeln wäre dazu nötig, doch wer das nie geübt hat, verlässt sich lieber auf festgefahrene Routine und sichere, dafür aber ausgetretene Pfade. Ganz besonders dann, wenn man nicht weiss, dass man die Fähigkeit besitzt, bewusst neue Dinge und Gedanken zu üben.

Wie in einer Sekte funktioniert eine Philosophie nur, wenn man sich in einem geschlossenen Gedankengebäude bewegt. Die Philosophie steht nie für sich alleine, sondern ist abhängig von einem System, von einem zu Grunde liegenden Gedankengebäude und Weltbild in dem feste Punkte existieren an denen nicht gerüttelt werden darf. Und so findet man die Schattenseiten und Dämonen der Menschen an den Schnittstellen von System, Philosophie bzw. Religion und dem eigenen ethischen Kompass, dem eigenen Empfinden von Richtig und Falsch, der eigenen Auffassung von Anstand und Aufrichtigkeit. Dies geschieht Zwangsläufig, denn das heutige System erzeugt diese durch die Konflikte die daraus entstehen, dass Menschen Dinge tun müssen, die sie eigentlich gar nicht wollen, oder dass ihnen Ideale eingeredet werden, die ihnen nicht zusagen. Das System in dem wir heute alle leben müssen, zwingt uns dazu jeden Tag kriminell zu sein, sich selber zu verleugnen und anderen und sich selber zu Schaden. Ein Leben unter Zwang und Nötigung macht seelisch krank.

So logisch und überzeugend das Zitat von C.G. Jung am Anfang dieses Beitrags auch klingen mag, so widerspiegelt es doch ein Weltbild und eine religiöse Idee, in der dieser Spruch auch eine Bedeutung bekommt. Jemand, der mit dem Konzept des Schattens nicht vertraut ist, hat wahrscheinlich Mühe diesen Satz und die darin versteckte spirituelle Bedeutung und den Hinweis auf ein Unterbewusstsein zu verstehen.

Was könnten denn diese dunklen Seiten, diese Schatten und Dämonen anderes sein, als innere Konflikte zwischen dem eigenem Empfinden und den Vorgaben einer verrückten Gesellschaftsordnung?

»Kein Baum, kann in den Himmel wachsen, wenn seine Wurzeln nicht in einem gesunden Boden reichen.«

Es ist einfach, dem Menschen ein im Grunde undefinierbares Etwas wie ein Unterbewusstsein unterzuschieben und diesem dann alle Schuld an den seelischen Problemen zu geben. Es ist aber ursächlich nicht der Mensch mit seinem Unterbewusstsein selbst, der diese seelischen Störungen verursacht, sondern der gemeinsame Nenner ist die Umgebung in der die Menschen leben müssen. Und das ist nun einmal ein völlig kaputtes und verlogenes System welches über kurz oder lang die Menschen in Konflikte stürzt und krank macht. Ist der Mensch gezwungen sich diesem perversen System unterzuordnen und anzupassen und muss mit all diesen Anforderungen, Erwartungen, Ungerechtigkeiten, der Willkür und den Grausamkeiten zurecht kommen, dann sind seelische Konflikte vorprogrammiert. Wenn er das psychisch nicht schafft, dann wird eben mit dem Finger auf das Unterbewusstsein gezeigt, dieses als Ursache deklariert und dem Patienten sagt man dann, dass seine unbewussten Triebe daran Schuld seien. Die Ursache ist aber eine seit wenigen hundert Jahren existierende Gesellschaftsordnung mit all ihren kaputten Teilbereichen Geldsystem, Politik, Medien und Wirtschaft usw. und all die damit einher gehenden Konsequenzen.

Die Theorie eines Unterbewusstseins als Ursache für alle Probleme scheint genau so anzweifelbar wie die Keimtheorie und so könnte man frei nach Antoine Bechamps Leitsatz »Die Mikrobe ist nichts, der Nährboden ist alles!« genauso ausrufen »Das Unterbewusstsein ist nichts, die Umgebung ist alles!«. Andere angeblich unheilbare Krankheiten wie Krebs scheinen dem selben Muster zu folgen. Nur so lassen sich der moderne Wahnsinn wie magersüchtige Sechsjährige und staatlich unterstützte Institutionen wie die Kinderpsychiatrie erklären. Diese ominösen Schatten scheinen vielmehr Spiegelungen eines absurden Systems zu sein und der Dämon das System selbst.

Und natürlich wieder einmal ganz zufällig wird, wie im medizinischen Bereich auch, mit dem gegenwärtigen Psychologie-Narrativ ein ganzer Industriezweig und Horden an Therapeuten und Zuarbeitern am Leben erhalten. Genau wie im Gesundheitsbereich von Interessengruppen gefördert. Nur ein kranker Kunde ist eben ein guter Kunde.

Selbst Freud, Jung und Reich hatten das System nicht als das erkannt was es schon damals war. Ein den Menschen aufgezwängtes vollkommen irrationales selbstzerstörerisches Gefängnis für Körper und Verstand, welches von wenigen gesteuert und manipuliert wurde und immer noch wird. Man darf sich berechtigterweise fragen, wie ihre Schlussfolgerungen ausgesehen hätten, wenn ihnen bekannt gewesen wäre, dass die Weltkriege geplante Aktionen einer kleinen Bankerelite waren und nicht, wie Freud und Jung dachten, weil der Mensch ein wildes intelligentes Tier ist. Was, wenn sie gewusst hätten, dass religiöse Sekten eigene Pläne für die Menschheit haben und schon damals seit Jahrzehnten massiv die Massen in die gewünschte Richtung manipulierten. Das Elend war gemacht, fabriziert von einigen wenigen und nicht weil der Mensch eine unberechenbare Bestie ist. Freud, Jung und Reich machten die Symptome zur Krankheit und hielten sie für die Ursache.

Die Forschung dieser drei Männer bilden heute die Grundlage für einen riesigen Komplex an therapeutischen Angeboten und Institutionen, die jedoch kaum endgültig positive Heil-Resultate vorweisen können, sondern im besten Fall nur kurzfristige Linderung. Man weiss heute sehr genau wie man einen Menschen mit allerlei psychologischen Tricks manipulieren kann, doch eine Aussicht auf echte Heilung liegt noch in weiter Ferne. Und das wird auch so bleiben, bis die Grundlagen neu überdacht werden.

Es ist bezeichnend, dass Heilung und das Erkennen der Lügen und Manipulationen mit denen wir umgeben sind, sehr nahe bei einander liegen. Eine grosse Erleichterung entsteht schon darin, dass man für sich erkennt, dass man nicht selbst verrückt und unlogisch ist, sondern die Welt um einen herum. Eine Welt, die schon seit einigen Generationen kranke Menschen erschafft, die wiederum ihre Komplexe, Ängste, Traumata und absurden Überlebensstrategien an ihre Nachkommen weiter gaben, die selber wiederum mit einer auf Lügen aufgebauten kranken Gesellschaftsordnung zu kämpfen haben.

Lügen und Traumata sind es, welche die Schattenseiten erst entstehen lassen und Dämonen gebären. All die schlechten Dinge wie Hass, Neid, Eifersucht, Gier, Skrupellosigkeit bis hin zu Mordlust und ethischer Verrohung sind innere Konflikte, die nahezu alle vom herrschenden System erzeugt werden und nicht vom Einzelnen selbst. Der Mensch ist von klein auf gezwungen, sich diesem System anzupassen und hat darin zu funktionieren. Dies erzeugt seelische Konflikte und Krankheiten über Generationen.

Eine Rück- Anpassung an das System, welches mit der Psychoanalyse erreicht werden soll, bringt dem Menschen keinen inneren Frieden und auch die Fixierung auf eine Philosophie oder Religion kann nur begrenzt wirken, da sie vom gerade installierten System abhängig ist. Durch die vorgegebenen Handlungen und Denkmuster, die uns von klein auf begleiten, haben die meisten Menschen das System vollkommen verinnerlicht. Einzig die Rückbesinnung auf die eigenen inneren Empfindungen, Interessen und Neigungen, losgelöst und unabhängig von einem verlogenen System im äusseren bringt diese Dämonen zum schweigen und verscheucht die Schatten. Es gibt fast keine Möglichkeit in einem kranken System gesund zu bleiben während es in einem gesunden System schwierig wäre, krank zu werden.

Den Schweinehund in sich zu besiegen scheint ein lohnenswertes Ziel für viele zu sein, dabei übersieht man oft, dass man gegen das eigene Empfinden und die eigene Ethik und zu Gunsten einer Ideologie bzw. eines Systems handelt. Und so wird uns von klein auf beigebracht Handlungen und Denkmuster zu üben, die oftmals im direkten Widerspruch mit der eigenen Wahrnehmung von richtig und falsch stehen, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind und wir diese Handlungen und Denkmuster ohne nachzudenken als Lösung für bestimmte Probleme und Situationen immer wieder wiederholen. Aus Gewohnheit.

Als Menschen kommen wir nicht darum herum das, was wir wiederholt tun, zugleich auch zu üben und nach einer bestimmten Zeit eine Art Meisterschaft darin zu erreichen, indem wir lernen es automatisch und ohne besondere Aufmerksamkeit zu tun. Dabei ist es egal, ob diese Wiederholungen für uns gut oder schlecht sind, sie werden als Instantlösung für gegebene Problemstellungen oder Situationen verwendet und so mancher Mensch fragt sich im Nachhinein, warum er so und nicht anders reagiert hat oder warum er dies gesagt oder das gedacht hat, obwohl er doch eigentlich anders reagieren und denken wollen würde. Es waren zuvor eingeübte Vorgehensweisen und Denkmuster die in Aktion getreten sind. Genau wie ein Samurai, der eine Handlung ohne nachzudenken durchführt die er für eine bestimmte Situation Tausende male trainiert hat. Handeln ohne nachzudenken. Tun im Jetzt, mit allem was man hat.

Wenn Menschen Handlungen oder Gedankengänge wiederholen, dann üben sie sie und wenn sie oft wiederholt werden, dann gehen sie in Fleisch und Blut über. Man macht sie sich zu eigen, gewollt oder ungewollt und setzt sie reaktiv in passend erscheinenden Situationen ein. So ist die tägliche Betrachtung von Schockgeschichten und Nachrichten, neuen Enthüllungen und Grausamkeiten eine Form des Übens mit dem Ergebnis, dass wir diesen Schrecken durch Empathielosigkeit ertragen lernen, genauso wie der Biertrinker mit der Zeit seine Alkoholmenge erhöht, wenn er es oft tut. Wir üben unweigerlich das, worauf wir wiederholt unsere Aufmerksamkeit richten, denn die Fähigkeit etwas zu lernen, es zu üben und es dabei zur Meisterschaft zu bringen ist uns allen gegeben. Ob man will oder nicht. Es ist das, was uns als Mensch die Macht verleiht, durch Übung Dinge zu tun, die andere für unmöglich halten. Im Guten wie im Bösen. Wenn dann noch die eigene Absicht dahinter steht, dann sind die Resultate noch gewaltiger.

Wir Menschen sind mächtige Wesen, doch nur, wenn wir das Richtige üben. Das wird nirgends in Schulen gelehrt, eben weil die Kenntnis über sich selbst und die Prinzipien des Lebens einen nicht leicht zu kontrollierenden, selbstständig denkenden und handelnden Menschen hervorbringen würde. Um das zu verhindern wird den Kindern das spielerische Lernen und üben früh und mit allen Mitteln mies gemacht. Statt spielerisch und mit Begeisterung zu üben wird angebliches Wissen auswendig gelernt ohne je zu trainieren, wie man dieses Wissen einordnet, bewertet und benutzt. Meist genau zu dem Zeitpunkt, an dem der Schüler ganz andere Interessen hätte. Das System gibt Übungen und Gedankenmuster vor, mit denen zielgerichtetes und richtiges Üben von unerwünschten Fähigkeiten schon von klein auf verhindert wird. Schulen bringen Kindern, nebst falschen Informationen, auch falsche Konzepte über die Wirklichkeit bei und vermitteln Gedankenmuster, die dem System dienen und zwangsläufig seelische Konflikte produzieren. Durch Auswendiglernen von mehrheitlich ideologischer Propaganda wird Verstehen verhindert und durch Zwang wird die Lust am lernen reduziert. Auf Fehler beim Lernen selbst oder auf Probleme beim Üben von Lernmaterial wird kaum eingegangen. Man lernt in Schulen weder wie man lernt, noch wie man das Gelernte übt. Die vielen Coaching-Angebote, die in den letzten Jahren immer zahlreicher wurden, können diesen Mangel nicht im Ansatz ausgleichen.

Das standardisierte Schulsystem zerstört den natürlichen Drang Neues zu lernen und macht es für die meisten Kinder schwer etwas positives im Lernen zu sehen. Bei vielen Jugendlichen sind deshalb Übungen und Training verpönt und nur noch in wenigen Bereichen, wie im Sport oder der Musik, ist man sich bewusst, dass eine Verbesserung nur durch Üben und Training erreicht werden kann. Dabei trifft das auf alle Bereiche des Lebens zu und so wird dieses eigentlich banale Wissen nur in einzelnen Gruppen und Bereichen voll ausgenutzt. Spielerische Neugier und Begeisterung als treibende Kraft werden durch Disziplin und Selbstüberwindung ersetzt.

Organisationen und Sekten wie Scientology, die Polizei, das Militär und Geheimdienste, Firmen und andere Gruppen trainieren ihre Leute in speziell harten körperlichen und geistigen Drills um ihre Ziele zu erreichen. Während die Sektenanhänger darauf trainiert werden, die schlimmsten Beschimpfungen ohne Regung über sich ergehen zu lassen um standhaft neue Mitglieder rekrutieren zu können, werden die Truppen und die Polizei hart trainiert um mit Menschenmassen und wiederkehrenden Situationen fertig zu werden. Verkäufer werden in schweisstreibenden Übungen so geschult, dass sie mit psychologischen Tricks und Druckmitteln skrupellos einen Kartoffelsack zu ihrem Preis verkaufen könnten und Diebesbanden üben jeden einzelnen Handgriff bis zum Umfallen. Übungen und Drills, die solange und intensiv geübt werden, bis sie automatisch ohne nachzudenken die Handlungen und Denkmuster bestimmen, wenn die trainierten Situationen eintreten. Videokontrolle und anschliessende Analyse bis zum Perfektionismus inklusive.

Die Opfer solcher Methoden wissen meist nicht, dass ihr Gegenüber wie ein Roboter automatisch reagiert und vielfach sind Appelle an Verstand, Anstand und Recht vergebens, denn das Ignorieren von Beschwerden wird genauso verinnerlicht wie die Brutalität des Vorgehens. So mag sich mancher Polizist im Nachhinein fragen, warum er bei einer Demo auf wehrlose Rentner eingedroschen hat obwohl er sonst doch ein friedlicher Geselle ist. Es wurde ihm beigebracht und die Vorgehensweisen und die Gedankenmuster zur Rechtfertigung wurden hundertfach geübt. Das dürfte dann wieder einmal ein Fall für das Unterbewusstsein werden und einigen Psychologen den Lebensunterhalt sichern.

Nahezu alle Therapien, seien es nun die verschiedenen Formen der Psychotherapie, spirituelle Methoden wie Manifestationen oder Meditationen in der heutigen Form sind Versuche, diese eingeübten und als schlecht empfundenen Verhaltensweisen zu löschen, weg zu beten oder gar mit Medikamenten vergessen zu machen. Es scheint, dass man sich Gewohnheiten nicht abgewöhnen kann, sondern dass sie sich nur ändern und ersetzen lassen. So ist der Frust schon vorprogrammiert, wenn man seine dunklen Seiten erkennt, wie etwa eine Sucht oder andere schlechte Angewohnheiten und deren Ursachen, und man dann trotzdem damit weiter macht. Aus Gewohnheit – und aus Mangel an Alternativen.

Dabei weiss man aus dem Kampfsport und der Kunst genau, dass man einmal eingeübte Fehler nur durch zielgerichtetes Üben derselben Sache ohne Fehler beseitigen kann. Was immer auch falsch war, man übt die richtige Vorgehensweise und ersetzt damit so den fehlerhaften eingeübten Automatismus. Erst dann könnte man von einem Überschreiben der alten Gewohnheit sprechen und das reaktive Verhalten massgeblich beeinflussen. Man sagt, eine solche Gewohnheit zu ändern würde mit täglichem Üben etwa einen Monat dauern. Und selbst das lässt sich durch Übung noch verkürzen. Mit harten Drills und gnadenlosem Training natürlich noch einiges mehr. Der Mensch hat diesbezüglich ungeahnte Möglichkeiten.

Die Natur hat uns diese Gabe mitgegeben und wenn wir eins mit dem sind, was wir tun, so lernen und üben wir ohne Widerstand in spielerischer Weise und erreichen darin eine Ebene der Meisterschaft. Zwangsläufig. In allem was wir tun und denken.

Erst das gegenwärtige pervers verlogene manipulative System zwingt uns selbst das Lügen, die Selbstabwertung und den Kampf gegen sich selber zu üben. Bis hin zur Meisterschaft. Durch das üben falscher Gedankengänge, basierend auf Lügen, und falschen Handlungen basierend auf irrationalen Ideologien, wurde die Welt erschaffen, in der wir heute leben. Unechtes Geld, Fake-Nachrichten, verseuchte Nahrungsmittel, korrupte Politiker, erfundene Krankheiten, schädliche elektromagnetische Felder – nahezu jeder Bereich ist vergiftet.

Wenn es eine geistige und körperliche Hygiene gibt, dann besteht diese wohl darin, die vom System angebotenen Übungen abzulehnen, seinen Geist von aufgepfropften Denkmustern und den gewalttätigen Geschichten der Unterhaltungs- und Nachrichtenindustrie frei zu halten und diese nicht mehr zu konsumieren. Doch auch das muss geübt werden um alte Gewohnheiten zu überschreiben.

Die grundlegende Frage ist, ob man sich dressieren lässt, oder ob man das übt und trainiert was man selber möchte.

Es mag vor unserer Zeit Zivilisationen gegeben haben, die ein anderes System, mit anderen Werten und Weltbildern und dazu passenden Philosophien hatten. Immer mehr Hinweise deuten in diese Richtung. Das heisst auch, dass eines Tages selbst das heutige System sein Ende finden wird. Ob nun dazu ein Kataklysmus notwendig ist, oder ob ein Systemwechsel von Menschen herbeigeführt wird, es liegt an den Menschen selbst, ob eine artgerechte Umgebung für alle erschaffen wird, oder ob wieder eine kleine Gruppe mit eigenen Interessen ein neues System nur für sich selbst installiert und damit alle anderen zu Krankheit und Sklaverei verdammt. Nur in einer artgerechten Umgebung kann der Mensch sein ganzes Potential erfahren. Ohne Schatten und Dämonen.

Wir haben die Macht, alle aufgezwungenen Gewohnheiten zu überwinden. Es reicht aber nicht, diese Dämonen und Schatten zu erkennen, sondern um wirklich etwas zu verändern, müssen wir auf die grösste uns von der Schöpfung geschenkte Gabe zurück greifen und bewusst und zielgerichtet neue und bessere Handlungen und Gedankengänge üben. Und das am besten spielerisch und mit Begeisterung – so wie von der Natur ursprünglich vorgesehen.

Mfg Chnopfloch

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8 Kommentare

  1. awfultruh

    Liebe Gemeinde, ich weiss es ist etwas Abseits vom Thema, weiss jedoch nicht wie ich zu meinen gewünschten Informationen komme.
    Da ich diese Gemeinde sehr schätze möchte ich euch Fragen ob ihr den Lanoo kennt und was ihr von im haltet?

    Meine Geschichte dazu ist eine sehr sehr lange Geschichte und ich war da noch ein Kind und mein Vater sein Auto hatte einen Kassetenradio mit nur einer einzigen Kassette und die spielte er um und um und auf und auf und ab und ab.
    Mit dabei war auch das Lied von Christian Anderes mit dem Titel “Geh nicht vorbei “, das war das einzige Lied von dieser Kassette die mich Berührte und ich nix dagegen hatte es immer und immer wieder zu hören. Die anderen so gar nicht….
    Nun 35 Jahre später bin ich auf Lanoo gestoßen und ich muss sagen das ist für mich der blanke Wahnsinn, ihn zuzuhören(youtube).
    Es ist für mich alles so echt was er sagt, ich fühle mich berührt.
    Ich glaube ich werde mir eines seiner Bücher kaufen, da mich das doch etwas tiefer Interesiert und mich zu dieser Materie hingezogen fühle..
    Ich hoffe das ist ok wenn ich mein Verlangen hier zum Ausdruck bringe.
    Alles liebe und alles gute
    Mario

  2. Lieber Chnopfloch, ich schätze deine Videos und Texte sehr. Ich komme aber nicht drumherum, dich zu fragen, ob du nicht große Teile des obigen Textes aus dem Buch “Lebensnetze” des von mir ebenfalls hochgeschätzen Carsten Pötter zitiert hast. Falls meine Vermutung zutrifft, dann erwarte ich im Zuge der Ehrenhaftigkeit unter Männern die das System kritisieren, eine Quellenangabe! Sollte ich richtig liegen, freue ich mich sehr, dass die Arbeit von Carsten durch dich geadelt wurde. Liebe Grüße

  3. Romanuss

    Herr? Mr.? Chnopfloch: Sie gehören zu den super-erwachten Persönlichkeiten, die in der neuen, freien Welt, wenn diese irgendwann in praxi kommt, einen festen, führenden Platz einnehmen werden.
    Die von Ihnen beschriebenen seelischen Konflikte dürften m.E. Triebkräfte der menschlichen Entwicklung sein, die durch Karma-Abbau in Einklang mit Mutter Gaia kommen werden. Vielen herzlichen Dank für diesen Beitrag!

  4. Angelika Nolte

    Wirklich ein grandioser Beitrag, der mir aus der Seele spricht.
    Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in einem schier unerträglichen System
    muss ich mittlerweile sehr auf mich achten.
    Danke Chnopfloch für Deine wertvolle Arbeit

    • Romanuss

      Das könnte man ja in der neuen Welt harmonisierend verbinden. Das muss demnach kein Widerspruch sein. Will heißen: neue, freie, wirkliche humane Welt bei gleichzeitiger gründlicher medialer Geschichtsaufarbeitung u.a. durch Chnopfloch – im Dienste nachfolgender Generationen. Wäre das nicht umsetzbar?

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