Die Macht der Entscheidung

Eine Entscheidung ist eine definitive Auswahl aus zwei oder mehr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Es ist heute für viele Menschen schwer geworden sich für irgendetwas zu entscheiden. So kann man oftmals Menschen im Kaufhaus sehen, die kopfkratzend vor dem mit verschiedenen Shampoos gefüllten Regal stehen und beobachten, wie selbst die Entscheidung für ein einfaches Produkt Probleme bereitet. Vor den wirklich großen Entscheidungen im Leben drücken sich die meisten Menschen und lassen die Dinge weiterhin geschehen um keine Verantwortung für eventuelle Konsequenzen auf sich nehmen zu müssen. Wie einfach ist es dann aber, jemand anderem die Schuld zuzuschieben, wenn man sich nicht entschieden hat. Doch auch die Entscheidung sich nicht zu entscheiden ist eine Entscheidung. An einer Entscheidung kommt man nicht vorbei. An den Konsequenzen davon auch nicht.

Die Macht der Entscheidung erfährt man erst, wenn man sie einmal selbst erlebt hat. Wenn man entschlossen und ergeben allen verbundenen Konsequenzen ins Auge schaut, komme was da wolle. Angst vor Konsequenzen zu haben scheint normal und es braucht eine gewisse Überwindung um sich ihnen zu stellen. Weniger bekannt ist, was eine konsequente Entscheidung für sich und andere bewirken kann, wenn man dem Herzen folgt und das tut, was man für Recht und richtig empfindet. Als Beispiel soll hier meine eigene Geschichte dienen, die ich hier erzählen werde. Es soll anderen ein Anstoß sein, auf sein Herz zu hören und keine Angst vor den Konsequenzen zu haben, denn die Befreiung von einem Entscheidungsdruck durch die Entscheidung selbst kann lebensverändernde Folgen haben. Besonders, wenn man sich für das Gute entscheidet.

Ich war, als ich jung war, ein kriminelles gewalttätiges Arschloch.

Ich hab Leute geschädigt, sie verletzt, bestohlen, beraubt und ich log und betrog, was das Zeug hielt. Nicht jeden Tag, doch in jungen Jahren sammelte sich so einiges an. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ich mit mir selbst nicht mehr klar kam und der Selbsthass mich beinahe aufgefressen hatte. Selbsthass ist ein schlimmer Zustand, der Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens hat. Das ging soweit, dass ich mich auf Prügeleien einließ, in der unbestimmten Hoffnung, der andere würde mich verhauen und bestrafen. Doch auf Grund meines Körperbaus war das nicht ganz einfach. Ich fühlte tief in mir, dass ich etwas ändern musste, um nicht drauf zu gehen. Ich wusste immer, dass es falsch war, was ich da tat, doch schienen die Verlockungen immer stärker zu sein als ich selbst. Ich suchte nach Lösungen. Halbherzig erst.

Kurz, ganz kurz nur, wandte ich mich dem Christentum zu, doch ich stellte schnell fest, dass dies nicht mein Weg sein konnte. Da wurde einer für mich ans Kreuz genagelt um für meine Sünden zu büßen. Ich brauchte also nichts weiter zu tun als daran zu glauben und schon würde sich alles ändern. Mir kam die Argumentation, dass jemand anders den Kopf dafür hinhalten sollte, für das, was ich getan hatte, schäbig vor. Schließlich war ich es ja, der sündigte, also müsste ich doch selbst die Konsequenzen tragen und nicht ein armer Kerl, den man am Kreuz verrecken ließ weil ich und andere sich nicht im Griff hatten. Das kam mir so falsch vor. Als Lügner konnte ich die Lügen anderer erkennen und so war ich gezwungen, mir einen Weg zu suchen, der zu mir passte. Einen radikalen Weg ohne Kompromisse und ohne Ausreden. Es war der Punkt gekommen. Es reichte. 

Es gibt keine Entscheidung ohne Konsequenzen, doch die schlimmsten Konsequenzen entstehen durch Unentschiedenheit.

Kaum der Jugend entwachsen betrat ich also den mir einzig verbliebenen Weg. Ich packte meine Zahnbürste und ein Handtuch ein und begab mich auf die Hauptpolizeiwache in Zürich und zeigte mich selber an. Obwohl es zunächst schwierig war, überhaupt mein Anliegen zu erklären, gab es dort Menschen, die mir zuerst ungläubig zuhörten, mich aber schlussendlich ernst nahmen. Mehr als einmal habe ich ihr Kopfschütteln und ihre mitleidigen Blicke bemerkt. Sie hielten mich für dumm, aber das war mir egal. Ich war da, um für das gerade zu stehen für das, was ich war und getan hatte. Punkt.

Und so berichtete ich von all den Taten auf Leib und Leben, von meinen kriminellen Machenschaften und den Lügen, die mein Leben bis dahin bestimmten. Ich gab mich dem vollständig hin und ließ nichts aus. Bis ins kleinste Detail erzählte ich, was ich getan hatte, bereit alle Konsequenzen auf mich zu nehmen. Wir fuhren die Tatorte ab und alles wurde fein säuberlich protokolliert, die Fingerabdrücke genommen und eine Akte wurde erstellt. Ich war darauf gefasst, sofort ins Gefängnis zu gehen, um für das zu büßen was ich getan hatte. Meine Zahnbürste war mein Zeuge. 

Doch wider Erwarten wurde ich nach Hause geschickt. Die Polizei setzte sich mit den von mir Geschädigten in Verbindung und sprach mit ihnen. Ich erwartete einen Gerichtstermin und eine hohe Gefängnisstrafe. Doch es kam schlussendlich ganz anders. Alle Geschädigten haben auf Grund meiner Selbstanzeige ihre Anzeigen zurück gezogen und nur eines meiner Opfer verlangte eine schriftliche Entschuldigung. Ich wurde weder verurteilt, noch hatte ich eine Strafe ab zu sitzen. Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass mir alleine durch meine Offenheit und Konsequenz Vergebung zu Teil wurde.

Es ist mir unmöglich in Worten zu beschreiben, wie es sich anfühlte, eine solche Last los zu werden und wie sich seither mein Denken, mein Wesen und damit auch mein ganzes Leben, in all den Jahrzehnten bis heute, veränderte. Es war wie ein neuer Anfang. Ich wurde anständig, ehrlich und wusste auf welche Seite ich gehörte. Es war, als ob sich alle meine Lebensprinzipien auf einen Schlag geändert hatten. Es gab keinerlei Verlockungen mehr, obwohl ich mehr als einmal Situationen erlebte, wo es ein Leichtes gewesen wäre, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Keine Lügen, keine falsche Absichten und keinerlei Gedanken oder Zweifel mehr. Es war, als ob mich diese eine Entscheidung zu einem neuen Menschen machte. Die Auswirkungen waren so immens, dass ich sie kaum beschreiben kann, doch möchte ich jedem ans Herz legen, sich für das Gute und Richtige zu entscheiden, besonders, wenn mann es damit bis anhin nicht so genau genommen hat. Meine Vorgehensweise mag aus heutiger Sicht etwas krass erscheinen, doch genau eine solche Aktion war nötig um mich von dem zu befreien, was ich nie sein wollte. Und ich würde es wieder tun.

Ich schreibe diese meine Geschichte hier auf, um mit meinem Beispiel denen zu dienen, die sich noch nicht für die gute Seite entschieden haben. Man kann vieles wieder in Ordnung bringen, wenn man konsequent und bereit ist, zu sich selbst und zu den Dingen zu stehen, die man getan hat. Es braucht eine Entscheidung. Und Entscheidungen können zur Heilung beitragen.

Meine Entscheidung habe ich zu keiner Zeit und in keiner Weise bereut. Ich wäre heute ein anderer Mensch, wenn ich es nicht getan hätte – und dieser Mensch hätte mir nicht gefallen.

Mfg Chnopfloch

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14 Kommentare

  1. Guten Morgen Chnopfloch, ja so ist das wohl mit Entscheidungen, wobei ich mich frage, inwieweit wir überhaupt selbst entscheiden, ziemlich multifaktoriell im Moment wo Entscheidungen anstehen, meine ich.

    Meinerseits habe ich mich entschieden keine „Likes“ anzuklicken und Du spielst ja auch mit dem Gedanken, diese Funktionen ausser Betrieb zu setzen (kürzlich gelesen auf Telegramm). Ich kann Dich in einem solchen Entscheid nur bestärken. Weg mit der „Ränkingkrankheit“ und zurück zum Inhalt und wenn immer möglich zum anlogen Stammtisch. Plädiere für einen analog Tag pro Woche für alle Tätigkeiten, wer würde eine solche Initiative unterschreiben?
    Mit Gruss und weiterhin frohes Schaffen wünschend. Opa Besmer

  2. Lieber Chnopfloch, vielen Dank für diesen schönen Bericht! Aber bei dieser Gelegenheit will ich dir auch einmal danken für deine tiefsinnigen Videos, die ich seit Jahren anschaue! Manchmal auch mehrmals, wenn zwischenzeitlich ein oder zwei Jahre vergangen sind.
    Ich finde, du hast damals eine gute Entscheidung gefällt, NICHT christlich, sondern kritisch zu werden.
    Für mich war Corona die grosse Wende in meinem Leben. Schon vorher kritisch (à la Ken Jebsen), aber mit der so genannten Pandemie bin ich wirklich buchstäblich vom Restglauben abgefallen.
    Liebe Grüße von Lea

  3. Lieber Chnopfloch,
    Deine Geschichte wärmt mir das Herz! Vielen, vielen Dank!
    Es war mir schon lange klar, dass Deine Aufrichtigkeit und immer wieder verblüffende Klarheit eine Geschichte hat. Überrascht bin ich von dem frühen Zeitpunkt der Gnade. Beeindruckend! Macht mich froh! Danke!

    klangvolle Grüße Matthias York

  4. DANKE.
    Alles zur richtign Zeit.
    Oft verstehen wir Jahre später warum unser Weg so war.

  5. Vielen vielen Dank für diese Geschichte, die ja in diese Jahreszeit gut passt!! Selbstreflektion, inne halten, Standortbestimmung, Zukunftspläne,….und…und…Neuanfang!
    Ehrlichkeit währt am längsten, waren Kommentare meines Vaters.

    Mittlerweile denke ich auch, dass man mit „Gott“, „dem Schöpfer“, wie auch immer man diese Kraft nenne mag, ehrlich reden kann und es passiert etwas…….!

    Liebste Grüße
    Claudia

  6. Ursula Liesendahl

    Sehr löblich. Gott sei Dank. Eine Bekehrung.
    Fehlt noch die Ohrenbeichte, um gerechtfertigt zu sein vor Gott, d.h. das Anerkennen Seines Willens, Seiner Gnadenmittel, die Sakramente.
    Meist erfolgt eine Bekehrung zuerst mit der Beichte. Dann fließen die Gnaden, damit man den rechten Weg einhalten kann. So bei mir.
    Manchmal ist es eben auch umgekehrt, was mit dieser Geschichte bewiesen wurde. Auf jeden Fall ist es die Gnade Gottes, die hilft und geholfen hat.
    Alles Gute weiterhin.
    t.me/sedisvakanz

    • Beichte….
      hat er doch gemacht, vor der polizei.und in dem Augenblick war „Gott“ in den Polizisten. Man muss nicht ausschließlich bei einem Angestellten der Kirche beichten. Gott, das göttliche ist in allem und jedem….
      LG

  7. Anonymous

    Lieber Herr Chnopfloch:)
    Danke herzlich für Deine Geschichte; sie hat mich sehr berührt, und ich wünsche dir Glück auf deinem weiteren Weg! Sagen möchte ich von mir noch, dass ich mich wie „verwandt“ mit dir fühle; ich war auch mal ein Arschloch, in Augen von andern wahrscheinlich immer noch, und diese gibt’s tatsächlich auch immer noch von mir aus… das ist aber, denke ich, nicht so schlimm. Hauptsache wir werden alle göttlicher;) P

  8. Kalif von Kalk

    Respekt!

    Und heute profitieren wir alle von Deiner sauberen Arbeit. Super Inspiration.

    Dankeschön!

  9. Hallo,
    ich hatte es schon bei Telgram gelesen und hätte dir ( ich sag mal Du?) schon damals gerne meinen Respekt für deinen eingeschlagenen Weg gezollt.
    Soviel Mut – Hut ab!
    Vielen Dank auch für deine Inputs in jedwede Richtung, du hast mir immer wieder hilfreiche Richtungen aufgezeigt und mich aus so manchem tiefen Loch geholt.
    Wege müssen selbst gesucht werden, das weiß ich natürlich.
    Du bist ein wichtiger Mensch.

    Herzlichen Gruß
    Gabriele

  10. Lieber Chnopfloch.
    Danke für dein Teilen.
    Ich bin mit einem Mann, wie du es in deiner Vergangenheit warst, verheiratet. Sein Licht ist genauso stark wie sein Schatten. Zu sehen, wie er sich selbst schadet, ist schwer auszuhalten.
    Deine Geschichte zeigt mir, dass es möglich ist, seine inneren dunklen Anteile zu bezwingen. Und ich weiss, dass mein Mann es auch schafft.

    • Liebe Karen, was du für eine Liebe in dir trägst ist für mich ausgesprochen beeindruckend.
      Dein Licht leuchtet über dich und dein enges Umfeld.
      Lass uns diese Lichtsäule sein für unsere Menschen um uns.
      Danke für deine Worte 😍
      Herzgruss Peter

  11. servus. Der „Große Klaus, der außerhalb des Zeit-/Raumkontinuums für meine Lernaufgaben sorgt“ der sprach zu mir und ich konnte es hören:
    „Zieh dich nackt aus und gehe über die Schwelle in vollkommen neues und anderes Leben“. Das tat ich. Ich schreibe aus der Taiga. Ich lebe nun im Ural. Und auf der anderen Seite der Schwelle, im Unbekannten, da wurde ich mit angewärmten Frotteetüchern eingehüllt, um bei dieser Analogie zu bleiben…
    Gruß von der Tschussowaja von Klaus b.

    • Guten Tag Klaus,

      danke für Deine Inspiration, der Ural / Taiga beschäftigt mich schon sehr lang… was hat Dich an diesen Ort hinbewegt ?

      Liebe Grüsse Thomas

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