Die Evidenz der Eloquenz 😇

Im Laufe meines Lebens und Lernens habe ich als Autodidakt eine wichtige Feststellung gemacht, die ich hier gerne teilen möchte.

Jeder Bereich, im Beruf oder Privat, hat seine eigene Nomenklatur, ein Namensverzeichnis bzw. eine Namensgebung, worin jeder Ausdruck eine dem Fachbereich entsprechende Bedeutung und praktische Anwendung hat. Ein Hering ist für einen Fischersmann etwas anderes als für einen Campingenthusiasten. Ein Regelwerk ist für einen Elektrotechniker etwas anderes als für einen Juristen. usw.

Jeder Fachbereich benutzt eigene Bedeutungen der Wörter, die diesen Fachbereich selbst und dessen Teilbereiche und Tätigkeiten beschreiben. Es gibt in der Schreinerei verschiedenste Werkzeuge. Kennt man das Werkzeug, dann weiss man auch, was sich damit machen lässt. Kennt man das Werkzeug nicht, dann fehlt meist auch die praktische Anwendung. Mit einem Hobel lässt sich trefflich hobeln, vorausgesetzt, man weiss was ein Hobel ist und wie man ihn verwendet. In einer Käserei hingegen ist ein Hobel etwas anderes und es wird auch nicht dasselbe damit getan, wie in einer Schreinerei.

Ein Trick, der heute gerne und besonders in der Jurisprudenz, der Rechtswissenschaft, verwendet wird. „Volk“ und „Person“ bedeuten da nicht dasselbe wie man allgemein annimmt, oder wie man diese Wörter im täglichen Sprachgebrauch benutzen würde. Sie haben ganz andere Bedeutungen und werden auch entsprechend verwendet. 

Wer sich in einen Fachbereich z.Bsp. Musik einarbeiten möchte, dem ist gut geraten, wenn er sich einmal die fachspezifischen Worte anschaut und heraus findet, was diese eigentlich bedeuten. Was ist ein Akkord? Was ist ein Intervall? Was ist ein Krebs?

Das Verständnis einzelner Begriffe ist das Tor in die Praxis. Ebenso der Klebstoff der gemeinschaftliche Projekte zusammen hält. Wenn Begriffe nicht eindeutig klar sind, dann wird schnell Verwirrung herrschen und die Praxis verhindert.

Schaut man sich ein Notenblatt an und möchte verstehen, was da vor sich geht, dann empfiehlt sich, erst einmal heraus zu finden, was all diese Zeichen bedeuten. Auf Grund der holographischen Struktur des Daseins, finden sich alle Informationen über Musik alleine in einem einzigen Notenblatt. Um eine Note wirklich zu verstehen, muss man ein Musikinstrument verstehen, dessen Klang und immer weiter in die einzelnen Details hinein. Gewissenhafte Recherche würde Musikgeschichte, Theorie und Praxis bis ins kleinste Detail einschliessen. Theoretisch.

Ähnlich könnte man im Schlosserbereich mit einer Drehbank argumentieren. Oder im Computerbereich mit einem Motherboard. Die sich daraus ergebenden Fragen, wie »was macht es?« oder »wie benutzt man es und wozu?« würden, wenn man nur tief genug ins Detail geht, den ganzen Fachbereich erklären.

Natürlich tut das selten jemand bis in die tiefsten Ebenen so detailliert und doch ist die Methodik auf allen Ebenen dieselbe. Ein Ding oder Gedanke, ein Wort, eine Bedeutung, ein Kontext, eine Tätigkeit bzw. ein Sachverhalt.

Erst wer die benutzten Wörter eines Fachbereichs wirklich versteht, der versteht auch den Fachbereich. Im Umkehrschluss heisst dies, wer etwas lernen will, der findet erst einmal heraus, was die Wörter bedeuten, denen er im Laufe der Beschäftigung mit der Sache begegnet.

Problematisch wird es, wenn Menschen so tun, als würden sie bestimmte Worte verstehen. Oftmals werden Worte im eigenen Sinne benutzt, man nimmt an, dass ein spezielles Wort diese und jene Bedeutung hat. Irgendwann aus dem Kontext heraus verstanden, man ist sich nicht ganz sicher, aber es muss wohl irgend etwas in diese Richtung bedeuten. Besonders Fremdwörter sind dafür anfällig. Selten genug nimmt jemand ein Wörterbuch in die Hand und schaut einmal nach, was ein Wort bedeutet. Wie man das macht, wird ja kaum in Schulen vermittelt und doch ist es diese einfache Fähigkeit, die einem die Türen in neue Bereiche öffnet.

Darum mein Tipp: Wer nicht zu hundert Prozent sicher ist, was ein Wort bedeutet, egal in welchem Bereich, der sollte einmal über seinen Schatten springen und es sich in einem Wörterbuch nachschlagen. Wenn ein Wort verschiedene Bedeutungen hat, dann ist diejenige Definition massgebend für welchen Bereich man das Wort benutzt, denn das Wort selbst und die verschiedenen Bedeutungen enthalten auf Grund der erwähnten holographischen Struktur des Seins ebenfalls alle Informationen. Um bei der aktuell studierten Sache zu bleiben, sollte man sich darum auf die entsprechende Bedeutung beschränken. Die Verzettelungsgefahr ist gross und das holographische Prinzip ist überall anzutreffen.

Das mag zu einfach klingen, doch als Lernender kann man sich effektiv viel Zeit und Energie sparen wenn man daran denkt, jedes nicht verstandene oder unklares Wort sofort nachzuschlagen.

Ich selber kann mich gut an eine Zeit erinnern, wo ich einfach da sass und in meinem Verstand Wörter gesucht habe, deren Bedeutung mir nicht ganz klar war oder deren Bedeutung mir zweifelhaft vorkam. Dabei habe ich so manche Überraschung erlebt. Worte, wo ich dachte, ich wüsste die Bedeutung in etwa, haben sich ganz anders definiert.

Die Definition von Wörtern hilft zum Verständnis von Sachverhalten und Konzepten. Sogar in Beziehungen ist es von Vorteil, wenn man bestimmte Begriffe einmal anschaut und heraus findet was die Partner sich darunter vorstellen. So können Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden.

Selbst in Diskussionen merkt man, wenn ein Wort falsch benutzt wird, oftmals bei Menschen, die gerne gebildet oder interessant erscheinen möchten. Aber nicht nur da. Es betrifft uns alle. Da wir in Schulen nicht lernen, wie man lernt, wird der Umgang mit Lexika und Wörterbüchern nicht gepflegt. Das hat einen Grund. Denn würde das den Kindern von Anfang an beigebracht, dann bräuchten sie keine Schule mehr.

Mfg Chnopfloch

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14 Kommentare

  1. Das ist doch meschugge 😂 ein weiteres deutsches Wort, was keine Anwendung mehr im Sprachgebrauch findet.
    Lieber Chnopfloch, ich finde deine Beiträge großartig und habe schon so manches Mal eine 180 Grad Wendung in meinem Bewusstsein gemacht, weil ich endlich die Zusammenhänge verstanden habe.
    Zurzeit beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema, was eine Familie ausmacht. Was ein Paar ( Natürlich Mann /Weib) zu dem macht, wer sie sind, was sie tun, was ihre biologische Aufgabe /Hingabe ist. Da ist so viel vom System verdreht und wird aktuell immer weiter verschwommen, das ich selbst kaum noch einen „Anfang“ finde.
    Wenn dir das zusagt, würde ich gerne von deinem Bewusstsein erfahren… – vielleicht für ein nächsten Podcast? 😊

    • Anonymous

      Familie… -okay- Wer kennt alleine die Bedeutung/Herkunft des Wortes? Wenn wir schon beim Nachsehen von Worten sind, lässt sich -für meiner Einem zumindest- feststellen, daß es mit all den Reformen und ‚gelebter/eingebrachter Kult-ur‘, eine lang angesetzte Sprachverwirrung gibt, bei Worten wie Redewendungen – ein paar Beispiele an Worten, die wohl jeder glaubt, zu kennen:

      – Familie: https://www.dwds.de/wb/Familie
      – Sippe: https://www.dwds.de/wb/Sippe

      Man wird feststellen, daß Familie vielleicht nicht das ist, was sie meinen, vielleicht doch eher Sippe, was aber aktuell eher negativ behaftet sein dürfte: Herkunft aus familia lat. ‘Hausgenossenschaft’, ursprünglich ‘Gesinde, Sklavenschaft’ – schon fast wie ‚Krieg ist Friede‘

      So verhält es sich insbesondere mit Worten, die wir frühzeitig, ab der Schulzeit, kennen gelernt haben -wahrscheinlich Zufall- z.B. Kalender (calendarium := Schuldbuch), Datum (Opfer/Gabe), Kredit (credere: letztlich Glaube/Glaubensbekenntnis), registrieren (dem König überschreiben), melden (-> verraten), Idiot (griechisch: idiotas -> Privatperson)…. usw. usf.

      Worte wie Regal oder Mensch finden sich auch im juristischen Wörterbuch, das im Studium verwendet wird (Köbler) und bieten eine interessante Definition mit klarer Unterscheidung zw. Mensch und Person (Mensch: sprachbegabtes, intelligentes Wesen… das mit Hilfe der juristischen Hilfsperson … einwirkt) – toll, zum Nachweisen.

      Nunja, ist gemeinsames Verständnis über gemeinsame Sprache möglich?

  2. Neulich einen amerikanischen Podcast gehört (Crrow777), da beschrieb einer Bedeutung von Worten wie folgt:

    „Gnosis“ is greek and means Knowledge
    „Agnosis“ means not to know
    „Diagnosis“ therefore means two dont know

    Fand ich sehr treffend.

  3. WachSam

    Danke für diesen wichtigen Beitrag, der mich grad weitergehend an die anlaufende und von den Herrschaften befohlene Zensurwelle durch die System-Techgiganten erinnert, was da so auf uns zukommen könnte.

    Die exakte Ausdrucksweise, deren die Menschen leider nicht mächtig sind, was sich oft in einer missverstandenen Kommunikation, mit deren zum Teil fatalen Folgen, Raum verschafft und unser Zusammenleben, auch über die Sprachgrenzen hinaus, mehr auseinander als zueinander bringt.

    Relevant ist doch nicht wie oder durch welche Wortwahl der Absender kommuniziert, sondern was der Empfänger in seinem Verständnis auch tatsächlich empfängt und für seine Welt weiterverarbeitet.
    Sprache und damit die gesamte Kommunikation untereinander unterliegt auch immer einer gewissen Manipulation. Das wäre auch nicht weiter schlimm, wenn wir die Sensoren dafür schärfen würden und dies frühzeitig bemerken. Dazu bedarf es unter anderem die Auseinandersetzung mit den Wortbegriffen und deren Zuschreibungen im entsprechenden Kontext.

    Die anrollende Zensurwelle wird diese Aufgabe der genaueren Auseinandersetzung mit der Sprache intensivieren und uns in der zwischenmenschlichen Kommunikation auf einen höheren Level bringen, was meiner Meinung nach nicht schaden dürfte, sofern wir denn auch wollen.

  4. Große Hochachtung vor deiner Arbeit und deinem unermüdlichen Teilhabenlassen, deiner innersten Gedanken/ Interessen. Es ist immer eine Reise wert, dein Kanal zu besuchen. Lg aus Berlin

  5. Ich erinnere mich noch gut, wie ich als kleines Mädchen jedes Fremdwort, das ich irgendwo aufschnappte, einbaute und damit fast immer daneben lag. Meine Mutter erklärte mir dann die korrekte Bedeutung. Meist schämte ich mich etwas, hatte ich doch klug und gebildet erscheinen wollen. Die Idee, ein Wörterbuch zu benutzen kam mir damals nicht im Traum und auch in der Schule kann ich mich nicht erinnern, dass wir es benutzt hätten.

    Natürlich haben alle Dinge ihre Bezeichnung und Bedeutung und diese zu kennen ist die Voraussetzung für so vieles, genau wie du es beschreibst. Allerdings überfiel mich früher, als ich noch zum Arzt ging, fast immer das Gefühl, dass ich dumm und klein gehalten werden sollte, indem er seiner Assistentin lateinische Worte zurief, die ich nicht verstand. Als ich nachfragte, was es hieße – schließlich sprach er über meinen Körper – gab es immer ein deutsches Wort dafür. Das heißt, mit Wörtern und Sprache kann man alles machen: Exaktheit, Präzision und Verstehen einer Sache ermöglichen, als auch Ausgrenzung und Kleinheitsgefühle herstellen.

    In zwischenmenschlichen Beziehungen habe ich eher den Eindruck, dass die Resonanzfähigkeit darüber entscheidet, inwieweit man verstanden wird oder selbst versteht. Die Musik spielt im Energetischen, nicht primär im Kognitiven.

  6. Evangelia

    Lieber Chnopfloch,
    so ist es. Ich durfte vor Kurzem erkennen, dass ich technisch gar nicht weiter komme, ehe ich diese elenden gängigen, oftmals vom englischen übernommenen Fachbegriffe nicht vorher genauestens nachgelesen habe. Um mir weiteren Frust zu ersparen, werde ich mich damit auseinandersetzen müssen. Ob Frau will oder nicht, ist da völlig irrelevant..🙄
    Aber ja, wenn wir mehr nachschlagen, nachgoogln und nachlesen können wir sicher in sehr vielen Bereichen Missverständnisse vermeiden.
    Dein Beitrag kam gerade zum richtigen Zeitpunkt.
    Danke dafür. 🙏
    LG Evangelia

  7. Anonymous

    Andererseits kann man auch sagen, dass man im Versuch, einem Nichtfachmann Wissen bzw Erkenntnis zu vermitteln, dies nicht ohne die entsprechenden Fachwörter kann, es selbst nicht wirklich verstanden hat.
    Das trifft leider auf die meisten sogenannten Fachleute zu. Daher gibt es ja auch den Begriff des Fachidioten.

  8. anxdero

    vielen dank ..
    mut zum selbstlernen ..
    kindheitserinnerungen ans wörterbuch durchstöbern …
    beim fremdsprachen lernen erlebe ich auch immer wieder erstaunliches …
    (im niederländischen zb vader – da ist klar woher der darth kommt …)
    babelsche verwirrung .. fühlt sich oft so an, dass sich diese mit interesse / achtsamkeit schwindet ..

  9. Lieber Freund, ich möchte gar, gar nicht, dass die wertvollen Zeilen von Dir irgendwann einmal im Nirwana verschwinden.
    Ich arbeite bei einem unabhängigen Verlag und bin nach wie vor davon überzeugt, dass Du eine große Bereicherung für uns sein könntest mit Gedanken zur Zeit und den Geschehnissen – wie Du sie oben mal wieder beispielhaft dargestellt hast.
    Kontaktiere mich einfach – wir freuen uns drüber!

  10. Kirsten

    Für mich ist Sprache richtig benutzen eine „Kunst“, wie malen oder singen. Es braucht Talent und Bildung und bereichert jede Kultur.

  11. Susanbe

    Doch, in der Schule wird mit Lexika und Wörterbüchern gearbeitet… und die meisten Schüler hassen das, weil es mühsam ist, wenn man es nicht häufig macht. Viel zeitgemäßer und schneller, finden sie, geht es mit dem Smartphone…. und Google ist ja so bequem. 😉

  12. Romanuss

    Erneut ein ansprechender Beitrag. Danke und Respekt!

    „Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort; aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.“ (Konfuzius)

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