Unwegsames Gelände, giftige Pflanzen, Raubtiere, Schlangen, Mücken und stechendes Unkraut umgeben von einem Höllenlärm. Wer einmal eine Trecking-Tour durch einen Dschungel gemacht hat, der weiss, dass ein intakter Wald dieser Art wenig romantisches an sich hat. Es ist kein Ort um zur Ruhe zu kommen.
Wer im Dschungel überleben will, muss sich ihm anpassen und sich nach seinen Regeln verhalten. Wer morgens seine Stiefel nicht überprüft, riskiert einen giftigen Schlangen- oder Insektenbiss. Wer sich ans Wasser wagt tut gut daran, vorsichtig zu sein. Nur zu schnell wird man zum Frühstück eines alteingesessenen Reptils. Und diese allgegenwärtigen hinterhältigen Mücken. Lästiger als marokkanische Strassenverkäufer halten sie einen auf Trab, lenken ab und verursachen schmerzende Schwellungen. Doch immer lauert der tödliche Geist, der Jaguar oder Tiger, die tödliche Giftspinne oder der Stich des Skorpions, Tag und Nacht.
Der Dschungel ist voller Gefahren und wer nicht ständig auf der Hut ist, hat eine grosse Chance darin umzukommen. Die wenigsten Menschen wissen, wie man sich im Dschungel zu benehmen hat, wann man leise sein muss und wann Lärm angebracht ist, wie man die Zeichen der Stärkeren erkennt und wo die eigenen Weidegründe sind. Nahrung ist ebenso schwierig zu beschaffen, wie eine geschützte Schlafstätte und so etwas wie Sicherheit gibt es nicht. Nur auf Erfahrung beruhende Voraussicht und Vertrauen in die eigene Gruppe. Gespannte Aufmerksamkeit jedes einzelnen ist empfohlen. Der Träumer wird gestochen oder gebissen, der Unvorsichtige gefressen und nur wer sich seiner eigenen Verletzlichkeit, seiner Umgebung und seinen Möglichkeiten bewusst ist, kommt darin zurecht.
Die Natur macht keinen Unterschied des Denkens. Jeder wird gestochen und jeder wird gebissen, wenn er nicht aufpasst. Ob neugieriger Tourist oder als die Verbindung mit der Natur suchender Waldhippie, ob als wissenschaftlich interessierter Wanderer, Entdecker oder Reisender, selbst als eingeborener Führer – die Regeln gelten für alle und es ist egal was ein Besucher des Waldes denkt, welche Position er in der Gesellschaft inne hat, wie viel Zahlen auf dem Kontoauszug stehen, wie er politisch orientiert ist, ob er an sich oder anderen gearbeitet hat, ob er fröhlich oder traurig ist, ja selbst der Guru, der sich schon auf der höchsten Erleuchtungsstufe befindet – der Dschungel macht alle gleich. Es gelten die Gesetze des Dschungels. Derjenige der sich dessen bewusst ist und sich daran hält, der überlebt und gedeiht.
Und dann gibt es da die Zivilisation. Der scheinbare Un-Dschungel, der offizielle Gegenpol dazu.
Recht und Ordnung, scheinbare Sicherheit, die Abwesenheit jeglicher Gefahr, allgegenwärtiger Komfort, Bequemlichkeit und rund um die Uhr Zugriff auf Dienstleistungen und Produkte. Angeblich das Beste was wir haben. Uns im Westen geht’s doch gut, in der Mickey Mouse Zivilisation. Kein Grund sich zu sorgen, wir haben uns den Dschungel gezähmt und gegebenenfalls eliminiert und für uns ein warmes Nest mit geregeltem Ablauf geschaffen.
Und natürlich haben wir ein Rechtssystem und ein Polizeiwesen, welches einen angeblich schützen soll. Denn offenbar existieren die Raubtiere immer noch.
Der im Dschungel existierende Kanibalismus scheint doch nicht ganz ausgerottet und die so hoch gelobte Zivilisation scheint ein sehr dünnes Mäntelchen zu sein. Die Gefahren sind noch da, aber anders, versteckter, undefinierter. Und es betrifft jeden, egal was und wie er denkt.
Die giftigen Schlangen tragen heute Krawatten und lächeln einen an, die tückischen Wurzeln liegen in Knebelverträgen, die Gifte finden sich im Supermarkt und die Verbote und Regeln sind wie die immer vorhandenen lästigen Stechmücken. Die Jagdgründe sind abgesteckt und wer sich nicht in Acht nimmt, wird leicht von einem grossen Tier zertrampelt, von einer giftigen Dorne gestochen oder einer giftigen Spinne gebissen. Mit nachhaltigen Folgen.
Die so hoch gelobte Zivilisation hat, wie der Dschungel auch, ihre eigenen Regeln. Im Gegensatz zum Dschungel sind das aber willkürliche Regeln, die oftmals keinen wirklichen Nutzen erkennen lassen. Regeln, die von einem Tag zum anderen ändern können. Was heute gut ist, kann morgen schon wieder anders sein. Und diese Welt, gemacht von Menschen, wird uns als Fortschritt verkauft. Wahrlich ein grosser Schritt – fort von jeglicher Natürlichkeit.
Wir werden gezwungen zu akzeptieren, dass mit Hilfe von erpressten Steuern und anderen erzwungen Abgaben, in unserem Namen andere Menschen beraubt, bestohlen, bedroht, an Leib und Seele geschädigt, genötigt, vergewaltigt und umgebracht werden. Mit der Androhung von eben solchen Folgen für uns selber und unsere Familien, wenn man es nicht tut. Trotz Entrichtung dieser Schutzgelder werden wir dazu noch verhöhnt, belogen, manipuliert, hintergangen, dumm gehalten, unsere Kinder werden uns weg genommen, indoktriniert und in ein gottloses Weltbild gepresst. Wir müssen Befehle ausführen, als Sklaven leben und zulassen, dass mit allen unseren Mitmenschen genauso umgegangen wird.
Und das soll dann der Höhepunkt zivilisatorischer Entwicklung sein?
Aus dem Dschungel ist heute ein Gefängnis geworden.
Mfg Chnopfloch
Mirjam Platzke
Hallo Chnopfloch,
vielen herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag, er hat auch mich dazu angeregt, ein paar Zeilen zu hinterlassen.
Viele spüren, daß irgendetwas fehlt- denn die Grundstrukturen der Zivilisation können oftmals nicht mal die einfachsten Bedürfnisse nach Geselligkeit, Freiheit, oder Gerechtigkeit erfüllen;
diese unnatürliche Lage hat die Menschen pervertiert und verändert, doch wirklich formulieren können es die wenigsten, was es ist, das da schiefläuft und nicht stimmt.
Daher meckern die meisten einfach nur rum, sprechen über Ideen wie man mit Oberflächenkorrekturen manche Problematik ändern könnte, während ihre Gedanken unaufhaltsam in einem seltsamen Gemisch aus Neurosen, irritierenden Komplexen, erlittenen Traumata und Psychosen ihr Bewußtsein eintrüben und ihren Geist verkapseln…
Auf den Grundlagen dieser anonymen Welt, die wir nun haben, ist die Möglichkeit wirkliche Liebe, Mitgefühl und Gemeinschaft zu leben nahezu unmöglich geworden, bleibt oft nur als religiöses Lippenbekenntnis und heuchlerisches Blabla im Gottesdienst stehen oder bei politischen Reden albern in der Luft hängen, denn den Menschen fehlt die ihnen angeborene Basis, um fähig zu sein, Liebe und Mitgefühl gegenüber einander wirklich ausüben zu können.
Wir werden körperlich und geistig vergiftet, durch Fernsehen, Nahrung, Meinungsmacht, Wirtschaft, Filme, Medikamente, Politik, dem Gut- Böse- Prinzip, religiöse Demagogie, inszenierten Gefahren sowie durch die gegen- und aufeinander gehetzten Bevölkerungen und Kulturen.
Die Menschen müssen sich auf ihre wahre Natur zurückbesinnen und lernen, was sie sozial, emotional, kulturell und psychisch benötigen und sich ihrer anerzogenen verdrehten religiösen, moralischen, sozialen und wirtschaftlichen Weltansichten bewußt werden.
Sie müssen lernen sich bei der Suche nach Wahrheiten und Tatsachen nicht bevormunden, verängstigen, aufhetzen, berichtigen oder begrenzen zu lassen.
Die Liebe und Freiheit ist unter und in den Menschen und wird sich nur auf diesem Wege in ihnen etablieren und zeigen können.
Eine Welt aus Anonymität und sozialer Fremdheit fördert zwar technische Entwicklungen, aber kein soziales und psychisches Glück für Menschen.
So kann es für Menschen keine gesellschaftliche Glückseligkeit geben. Dafür braucht es für alle Menschen ein größeres soziales Gefüge, dem ein jeder angehören kann.
Menschen benötigen Menschen um sich herum, sie brauchen ein Zuhause mit einer geselligen Lebenswelt, eine echte soziale Existenz- und nicht jene oberflächlichen sozialen Ersatzbefriedigungen, wie Fernsehen, Facebook, einheitsformende Hobbys und Interessen, über die Menschen heute überwiegend Freundschaft und soziale Verbindungen zueinander aufbauen und aufrecht erhalten.
Nur mit dem Wiederauferstehen eines sozialen Gefüges zuhause und im direkten persönlichen Lebensumfeld kann der Mensch Mitgefühl, Zuneigung, Liebe, Vergebung und Verständnis gegenüber einander leben. Und auch nur so kann technischer Fortschritt und spirituelle Entwicklung konstruktiv miteinander stattfinden.
Martin Grünert
🙏Chnopfloch inspiriert, weil ich gravierende neue Blickwinkel aufgezeigt bekomme, fernab vom konditioniertem Denken‘.
Vielen Dank
Wowqa
unglaublich
seit ich chnopfloch begegnet bin, brökelt meine wahrnehmung…
…immer mehr
<3
enttäuschend & spannend zugleich
ist halt so
Frederik
Nach meiner Wahrnehmung bewirkt die Polizei genau das Gegenteil. Unser System schützt Verbrecher. Straffällige werden für ein oder zwei Jahre weggesperrt und erhalten gratis Verpflegung. Wäre die Polizei nicht da, würde sich das Volk selbst um die Gewalttäter kümmern. Im Gefängnis sind sie sicher.
Esther
Hallo Chnopfloch. Du hast ein Bild auf Telegram gepostet, wonach die erste verlässliche historische Jahreszahl 1789 ist. Ich hab den Original-Kaufvertrag meines Geburtshauses datiert von 1756. Da die Preise auch drauf sind, kann die Ziffer 1 (als j geschrieben) gut identifiziert und verglichen werden. Ich schicke Dir gerne ein Foto des ganzen Vertrages, wenn Du interessiert bist. Gruss aus der Innerschweiz
Chnopfloch
Und ist sie verlässlich? Eine Zahl auf einem Stück Hanfpapier sagt noch gar nichts.
Mehr Infos hier beim Schweizer Historiker Christoph Pfister:
https://dillum.ch/html/geschichtskritik_chronologiekritik_manifest_2016_christoph_pfister.htm
Andrea
Wunderbar und wie immer auf den Punkt gebracht.
♥️lichen Dank
Eine gesegnete Zeit 🍀
bertram
frei nach udo
https://www.youtube.com/watch?v=lxLJEi0ym0A