Die Welt – Simulationen von Simulationen

Wir leben in einer Simulation, sagt man nicht nur in der Esoterikszene. Der Computer wird dafür gerne als Beispiel genannt, so dass der Eindruck entsteht, es würde sich dabei um eine Art Computerprogramm handeln in dem wir leben. Dem ist aber nicht so.

Sim City

Simulation und Illusion werden in diesem Zusammenhang gerne vertauscht oder gar gleich gesetzt. Im Gegensatz zu einer Illusion ist die Simulation etwas reales, existierendes. Über Maya, die Illusion wurde schon viel geschrieben. Selbst in alten Schriften ist das Thema zu finden und was genau damit gemeint ist, ist oftmals nicht klar definiert. Manche meinen, dass die materielle Welt aus kondensierten Gedanken entstand, andere wiederum behaupten, ein hyperintelligentes machtvolles Wesen habe den physikalischen Raum und dessen Inhalt geschaffen. Eine abschließende Antwort auf die Frage was die Illusion nun beinhaltet, wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.

Illusion eines Strassenkünstlers

Das Wort Illusion hat natürlich verschiedene Bedeutungen, doch immer beschreibt das Wort etwas was da ist und eigentlich gar nicht existiert. Etwas was den Anschein macht, real zu sein, es aber nicht ist. Als Mensch ist man dem ausgeliefert und es ist illusorisch, anzunehmen, dass der Mensch als eigenständiges Wesen selbst jemals außerhalb einer Illusion existieren könnte, denn im metaphysischen Kontext ist selbst das Menschsein eine Illusion. Aber um die Beantwortung dieser Frage soll es hier nicht gehen, vielmehr geht es darum den Begriff Simulation genauer zu beleuchten.

Eine Simulation basiert immer auf etwas, was da ist. Mit Computern simuliert man Wettermodelle, einen Flug mit einem Flugzeug, eine Situation im Gefecht und viele andere Gelegenheiten die man sonst nicht gefahrlos üben könnte. Aber selbst ohne Computer sind Simulationen sinnvoll. So kann zum Beispiel in einem Schulhaus das Verhalten der Schüler in einem Brandfall geübt werden, ohne dass das Schulhaus wirklich brennt. Notfälle, besondere Begebenheiten und viele andere Situationen lassen sich mit Hilfe einer Simulation durchspielen, ohne dass sie jemals zur Realität werden muss.

Flugsimulator

Was ist denn nun gemeint, wenn man sagt, dass wir in einer Simulation leben?

Nein, wir leben nicht als Bestandteil einer Computersimulation, auch wenn es gerne behauptet wird. Eine Simulation, oder besser das Simulieren von Realem kann man bei jedem Kind beobachten. Es spielt Papa und Mama, simuliert eine Autofahrt mit einem Dreirad oder versucht sich als Baumeister und Architekt im Sandkasten usw.. Diesen Simulationen liegt immer etwas Reales zu Grunde, etwas was auch wirklich in der einen oder anderen Form existiert.

Um die Simulation zu verdeutlichen, in der wir leben, muss man von der Natur ausgehen oder von einem natürlichen Zustand. Tiere zum Beispiel verwenden auch Simulationen, doch diese sind weitaus primitiver als diejenigen, welche die Menschen verwenden.

Ein Fuchs baut ein Nest. Das Nest ist die Simulation der Gebärmutter der Füchsin, welche ihren Jungen damit ein ähnliches Gefühl von Geborgenheit und Wärme vermittelt, wie in der Zeit als sich die Kleinen noch in ihrem Bauch befanden. Die Füchsin selbst simuliert dabei die Nabelschnur, welche die Ungeborenen mit Nahrung versorgte. Solange, bis die jungen Füchse in der Lage sind sich selbst zu versorgen und selbst ein Nest zu bauen.

Fuchs in seinem Bau

Beim Menschen ist das natürlich etwas komplexer und direkte Simulationen sind daher kaum noch zu finden. Es existieren oftmals Simulationen, die auf Simulationen, die auf Simulationen aufgebaut sind. Als einfaches Beispiel soll hier einmal der Fuß genommen werden. Die Fußsohle bildet schnell Hornhaut, wenn damit herumgelaufen wird. Eine Simulation der Fußsohle wäre demnach eine Sandale oder ein Schuh. Die Vorteile liegen auf der Hand, man ist schneller unterwegs und auch in schwierigem Gelände beweglicher. Die Fußsohle dient schließlich dazu, sich von einem Ort zum anderen bewegen zu können. Mit Flip-Flops geht das besser, mit festen Laufschuhen noch schneller. Mit einem Pferd noch einiges schneller. Die Verwendung eines Pferdes ist eine Simulation der Fußsohlen, die viele Vorteile bringt. Vom Pferd zur Kutsche, von der Kutsche zum Auto. Alles Simulationen, die auf dem aufbauen, zu was Fußsohlen im Stande sind.

Der Mensch in der Natur ist darauf angewiesen sich warm zu halten. Er tut das, indem er eine Gebärmutter simuliert, er legt sich Felle um, zieht in eine Höhle und wärmt diese durch Feuer, baut sich eine Hütte mit Kamin, ein Haus mit Zentralheizung, ein Palast mit Klimaanlage.

So finden wir in jedem Bereich des Lebens einen natürlichen Zustand und verschiedene Simulationen, welche diesen natürlichen Zustand erweitern oder gar verbessern. Mit jeder Simulation jedoch, entfernt man sich vom natürlichen Zustand und darin liegt eine große Gefahr. Oftmals wird die Simulation zum Selbstzweck und der darunterliegende natürliche Zustand wird völlig vergessen.

Eine Glühbirne ist eine Simulation einer Öllampe und diese ist eine Simulation der Sonne. Räder sind die Simulation von Beinen. Eine Badewanne ist die Simulation eines Teiches. Ein Supermarkt ist die Simulation eines Marktplatzes. Das Telefon ist die Simulation einer Zusammenkunft zwecks Konversation. Ein Kinofilm ist die Simulation echten Lebens und Facebook die Simulation einer Dorfgemeinschaft. Ein Computerspiel ist die Simulation einer Jagd. Eine Virtuelle Realität mit Brille ist eine Simulation der Welt. Es gibt unzählige Beispiele.

Doch das Ganze hat einen Haken. Je weiter sich eine Simulation vom natürlichen Zustand entfernt, desto unnatürlicher ist sie und desto weiter entfernt sich der Mensch von der Natur. Bis hin zur Verleugnung derselben. Und das macht krank und depressiv. Ein Spaziergang durch einen Wald im Metaverse ist nicht dasselbe, wie ein Spaziergang in einem echten Wald. Facebook ist nicht dasselbe wie eine Dorfgemeinschaft und ein Kinofilm ist nicht das echte Leben. Es gibt eine Grenze bei der eine Simulation seine Nützlichkeit verliert und das Gegenteil bewirkt – es macht die Menschen krank und einsam, entkoppelt von der Natur und ihren Zyklen.

Wir leben nicht nur in oder mit einer Simulation, sondern in vielen gleichzeitig. Aber wir haben die Balance verloren. Um dies zu lösen gilt es einen Mittelweg zu finden und sich von einigen Simulationen zu verabschieden. Mehr und immer noch mehr Simulationen führen in den Abgrund, keine Simulationen hingegen zurück zum Leben eines Höhlenmenschen.

Mfg Chnopfloch

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6 Kommentare

  1. Petra von Hannover

    Dankeschön!
    Immer wieder wohltuend, Deine Aufsätze zu lesen!
    Besonders diese Gedanken zur Matrix/ Simulation/ Illusion!!!!
    Der Film “Matrix ” ist selbstverständlich KEIN ABBILD unserer Wirklichkeit, sondern 180° verdreht! Sonst hätte er NIEMALS gedreht, und noch weniger gezeigt werden dürfen!

    Es ist eben genau, wie Du es beschreibst: Die künstliche Welt ist die dem Untergang geweihte Illusion, der “Weltuntergang” ist das Sterben des falschen Bildes der Welt, der Absturz des “Werte-Westens”, das Ende, die Apokalypse des materialistisch-westlichen Dogmas der “einzig wahren” Welt-Anschauung!

  2. Ein gemeinsamer Nenner fehlt..
    ..ich bin Mensch und somit Teil der Natur, dem einzig funktionierenden System (und das einzige das keine Idee ist). Da ich das bin, habe ich, wie jeder Mensch, ein Geburtsrecht an Wasser, Essen sowie an allen weiteren Ressourcen. Und ebenso eine Geburtspflicht diese natürlichen Ressourcen zu bewahren.
    Das bedeutet das allen Alles gehört und jeder seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend aus der Natur leben kann. Wenn allen Alles gehört ergibt sich automatisch, als logischer Schluss, das wir dies nur in Kooperation langfristig Nutzen und Bewahren können. Wer an der Quelle wohnt scheisst nicht ins Wasser, weil wenn er unten wandert auch nix braunes trinken will.
    Wenn man sich die Positionen der Flüsse, Bäche, Quellen und Brunnen anschaut denke ich das man mit einem ein Liter Gefäß schon sehr weit kommt, wenn nicht sogar einmal rum. Wenn wir Alle die Samen jeder Frucht, Gemüse usw. wieder in die Erde zurück bringen, sollte auf der Runde auch an Essen kein Mangel und Mängel bestehen, da jeder das Beste vorfinden möchte, auch das Beste säht. Gehört ja Ihm/Ihr.
    Mit den sogenannten Ressourcen würde sicherlich, schon deshalb anders umgegangen, weil die Zeit eine komplett andere Bedeutung hat/hätte/hatte.
    Womit sich der Bezug zu deinem Text ergibt. Das Übermaß an Simulationen existiert ja nur weil irgendwann, irgendwo, irgendein Arsch unsere Vorfahren davon überzeugt hat, das alles Ihm gehört und wir jetzt unser Wasser, Essen und alles Weitere mit bedrucktem Papier kaufen müssen. Also bewahre ich nicht mehr, sondern bin jetzt der Bimbo, um an Papier zu kommen.
    Und ums richtig auf die Spitze zu treiben, bekomme ich von früh an ins Gehirn gelegt, dass nur der Fiteste überlebt und überhaupt ich nur ein Zufall bin, der durch eine Explosion aus dem Nichts entstanden ist ..
    Ein echt schaues Arschloch …
    Da es soviel Ideen gibt wie Simulationen, braucht es sicherlich einen gemeinsamen Nenner. Jeder hat seine individuelle Idee im Hirn, mit der wir dann wunderbar, aneinander vorbei reden und so, natürlich nie gemeinsam den Arsch suchen, sondern immer weiter mit der uns nicht gefälligen Idee aneinander geraten.
    Über jede Idee lasst sich bis zum Nimmerleinstag streiten, aber die Eiche auf dem Hügel, ist für alle, die Eiche auf dem Hügel.
    Der gemeinsame Nenner kann nur die Natur sein.
    Das, was ist und sein wird, auch wenn alle im Metatralla stecken.
    Sollte der Arsch reingehen muss nur der Stecker gefunden werden..
    bis dahin ist das was du machst sicherlich das Beste für alle, Ideen und Simulationen auflösen und versuchen, das was ist, ins Licht zu bringen …
    … Danke dafür …
    Wir werden als das größte geboren was man sein kann, Mensch und dann wird alles daran gesetzt etwas geringeres zu sein ..
    ..ich bin Akademiker, ich bin Fußballspieler, ich bin Sozialist, ich bin Nationalist, ich bin Buddhist, ich bin, ich bin… nicht das ich es nicht gut finde ein Thema genauestens anzuschauen… aber danach bin ich das doch nicht und brauche auch kein Stück Papier zur Bestätigung …
    Uns … jedem gehört die ganze Erde aber wir malochen das ganze Leben für ein mini Stückchen Land … völlig Irre ..

    … ich denke es lässt sich erkennen das Schreiben nicht zu meinen Stärken zählt, weshalb ich nun zum Schluss komme … und ja hab ich gelesen … gibt kein Talent, einverstanden…

    … vielleicht kreuzen sich ja unsere Wege mal, gesprochen läufts besser …

    mit bestem Gruß

    • Versuch mal, dieses “das gehört mir/ dir/ uns/ allen” – also eine Denkweise, die von Besitz/ Eigentum geprägt ist, in eine andere Richtung zu lenken…

      Es ist alles verfügbar, was wir zum überleben benötigen, so wie es auch für Tiere verfügbar ist.

      Ein Löwe reißt keine 20 Antilopen nacheinander, nur weil die grad im Angebot sind. Und es ist nicht der fehlende Kühlschrank, der ihn daran hindert, sondern er kennt diese “Vorratshaltung” einfach nicht und benötigt sie auch nicht. Manch andere Tiere legen zwar einen Vorrat an, den sie auch verteidigen, aber es würde keinem Eichhörnchen einfallen, eine Eiche als seinen Besitz zu deklarieren.

      Was ich damit sagen will: die Fähigkeit des Menschen zur Planung bewirkt den Drang nach Anhäufung von Besitz zur Absicherung. Und zwar keine instinktive Absicherung, sondern ein aus der Angst vor einer eventuellen unsicheren Zukunft heraus entstandenes Bedürfnis nach Absicherung. Und Besitzdenken führt zu Neid, Geiz, Verknappung, Machtspielchen, Konflikten, Kriegen, ….

      oder um es noch kürzer zu halten: Herz und Hirn sind aus dem Gleichgewicht geraten.

  3. Danke für den Beitrag lieber chnopfi,
    – sind wir alle Simulanten und der Illusion von einer besseren Welt erlegen?
    Scheint fast so – oder?
    Beste Grüße

  4. Kristina

    Lieber Chnopfloch, vielen Dank für all deine fantastischen Beiträge, Videos und die großartigen Überlegungen, wie die Welt “funktionieren” könnte. Ich bin immer wieder sehr fasziniert. Viele Grüße.

  5. Sigrid Wübbenhorst

    o danke jetzt habe ich das zum ersten Mal verstanden. Durch den Fil Matrix, den ich vor Kurzem gesehen habe …. und nicht verstanden… kam ich mit diesem Begriff in Kontakt.
    Jetzt kann ich da weiter gucken, wie er gebraucht wird.
    Jedoch kommt mir vor, dass diesem Wort in besagtem Film doch andere Bedeutungen angediehen
    wurden. Vielleicht koomr ich ja da auch noch hinter.
    Jedenfalls Ihnen nochmals DANK.
    Freundliche Grüße

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